Er pflegte das klare und das kritische Wort. Wenn der frühere Kölner Erzbischof Joachim Meisner Glaubenslehre oder gesellschaftliche Moral bedroht sah, dann ging er als Verteidiger in die Offensive. Seinen Unmut zu spüren bekam selbst Papst Franziskus, für dessen Ehe-Lehre er wenig übrig hatte. Dagegen sah er dessen Vorgänger, Johannes Paul II. und Benedikt XVI., ganz an seiner Seite. Am 5. Juli 2017 ist der kämpferische Kardinal im Alter von 83 Jahren in seinem Urlaub in Bad Füssing gestorben.
Zweifel am Zölibat oder Forderungen nach dem Frauenpriestertum etwa forderten den Widerspruch Meisners heraus. Und eben auch das Schreiben „Amoris laetitia“ von Franziskus. Gemeinsam mit drei anderen Kardinälen forderte er im November 2016 den Papst in einem öffentlich gewordenen Brief zur Klärung mehrerer „Zweifel“ auf. Dass wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden, ließ dem Ruheständler keine Ruhe. Meisner, der nach 25 Jahren an der Spitze der mitglieder- und finanzstarken Erzdiözese Köln im Februar 2014 altersbedingt aus dem Amt schied, scheute keine Konflikte. Zwischen Franziskus und Meisner bestand ein eher distanziertes Verhältnis, wenngleich der Kardinal keinen Zweifel daran ließ, dass der Lateinamerikaner legitimer „Nachfolger Petri“ ist. Meisners kompromisslose Haltung hat ihm das Etikett „konservativ“ eingebracht. Er sah das positiv. Denn konservativ meine doch nur, „den Glauben zu bewahren“.