Friedrich von Schiller sah beim Glockenguss zu und ließ sich den Vorgang genau erklären. Dies regte ihn zum Lied von der Glocke an, einer Art Meditation, die noch von niemandem übertroffen wurde.
Ausgabe: 2015/34, Lied, Glocke, Schiller,
18.08.2015
- Josef Grafeneder, Pfarrer em., Münzbach
Ich kann mir einen Tag ohne Glockengeläute nicht gut vorstellen. Es würde uns ein altes Kulturgut genommen. Ich habe noch aus der Kriegszeit das dürftige Läuten eines kleinen Glöckleins in Erinnerung und sah in Eis und Schnee die Ringe der abgenommenen Glocken. Damals trauerten die Bewohner ihren genommenen Glocken nach, die nicht zum Frieden läuten durften, sondern als Kanonen dem Krieg dienen mussten. Schmerzlich empfanden wir das Schweigen der Glocke, die wegen der Gefahr der Luftangriffe zum Schweigen verurteilt war. Nun haben wir seit Jahrzehnten wieder vollständige Geläute und sind dankbar dafür.
Zum Nachdenken Das Morgen-, das Mittags- und Abendgeläut hat immer die gläubigen Seelen erfreut. Der Morgen beginnt mit dem stillen Gebet, das Läuten am Abend lädt ein zur Komplet. Zur Mitte des Tages wird Glockenklang zu Ehren Mariens ein Lobgesang. Der Engel des Herrn stimmt den Morgen ein, erfüllt ist der Mittag vom Sonnenschein. Die Sonne ist Christus, der Retter der Welt, der auch den Abend des Lebens erhellt. Die Glocke ertönt als die Laderin und sammelt das Volk zum Feierbeginn. Es läutet die Glocke zum Wandlungswort, zur Taufe und Firmung, am Trauerort. Die Glocken verkünden bei Freude und Leid uns allen von Gottes Barmherzigkeit. Die Botschaft der Glocken ergreift das Herz: Erhebet euch und richtet euch himmelwärts!