Die katholische Pfarre Linz-Christkönig hatte eine Glocke zu viel, die evangelische Pfarre Linz-Urfahr gar keine. Eine Schenkung brachte im Jahr 1991 die Lösung.
Ausgabe: 2015/35, Glocke, Serie, Linz
25.08.2015
- Paul Stütz
„Es war praktisch ein Überfall“, lacht Helmut Jungmeier, Altkurator der evangelischen Gemeinde Linz-Urfahr. In einer Pfarrversammlung überraschte eines der Gemeindemitglieder mit der Neuigkeit, dass er eine Glocke organisiert habe. Der Mann, der von den Katholiken zu den Evangelischen konvertiert war, wusste, dass Linz-Christkönig eine Glocke aus dem Jahr 1934 nicht mehr benötigte. Ihn störte, dass seine Gemeinde ohne Geläut auskommen musste. Denn die Evangelische Pfarre hatte bisher aus Kostengründen gar keine Glocke gehabt. Eine Schenkung brachte die Lösung. Doch zuerst mussten die Evangelischen für die „konvertierte“ Glocke Platz schaffen. Nachdem eigens ein Gerüst gebaut wurde, konnte die Glocke im Zuge einer feierlichen Prozession umziehen. Seither läutet sie vor den Gottesdiensten. Der Standort änderte sich noch einmal geringfügig. So ist die Glocke heute direkt vor der Pfarrkanzlei zu finden.
Zur Sache
Händisch Läuten
Am 16. August hat unsere Großfamilie eine wunderschöne Taufe in der Filialkirche Hilkering erlebt. Ich durfte eine Glocke händisch läuten und habe dabei wieder die massive Bedeutung des Läutens mit dem Seil erkannt. Ich bin kein Romantiker. Aber die Kirchenglocken händisch zu läuten ist für mich ein Teil der Liturgie. Das Seil zur Glocke ist die Verbindung zur Verkündigung von Gottesdienst, von Freude und Leid. Die technische Perfektion bei elektrisch geläuteten Glocken nimmt dem Läuten die Seele. Der Mensch soll sich ruhig mühen und auch der Rhythmus kann einmal danebengehen. In des Menschen Mühen aber liegt eine Einladung zur Liturgie. Auch wenn dadurch Glocken seltener geläutet werden: Wenn etwas rarer wird, wird es wertvoller. Dr. Josef Kolmhofer, Hartkirchen