Was fühlen Sie nach drei Monaten Aufenthalt als Flüchtling in Österreich?
Morina: Ich habe zwei sehr starke Gefühle in mir: Mit dem Körper leben wir hier in Österreich. Wir sind dankbar für die Hilfe, die wir erhalten. Es fehlt uns an nichts und wir schätzen das Leben in Freiheit, ein Gefühl, das wir in dieser Form nicht kannten. Mit dem Geist und mit dem Herzen aber sind wir ständig in unserer Heimat, im Kosovo. Jede Nacht träumen wir davon, wieder zu Hause leben zu können.
Wann werden Sie wieder nach Hause gehen?
Morina: Im Moment schwer zu sagen. In den nächsten Wochen will ich nach Pristhina reisen, um mir ein Bild zu verschaffen. Trotz des starken Wunsches, daheim zu sein, haben wir große Angst. Niemand – auch nicht die KFOR – kann sagen, wie die Zukunft sich politisch entwickelt. Wenn wir zurückkehren, müssen wir beim Punkt Null beginnen. In Österreich haben meine Kinder alles, was sie brauchen. Im Kosovo werden sie nicht einmal einen Kugelschreiber haben.
Bajrush Morina lebt seit April mit seiner Familie in einem Mühlviertler Ort als Flüchtling. Bevor er seine Heimat verlassen mußte, war der 37jährige Chefredakteur der albanischen Wochenzeitung „Gazeta Shqiptare“ in Pristhina.