Haben Sie auch in der Vorwoche an der Jagd nach dem neugeborenen Kind der Caroline von Monaco und ihres Gemahles teilgenommen? Zumindest mit dem Ohr am Radiogerät? Es war ja fast nicht möglich, dem Rummel zu entgehen, egal welchen Radiosender man einstellte.
Besonders hervorgetan hat sich dabei das ORF-Landesstudio Oberösterreich mit einer kaum mehr zu überbietenden Doppelbödigkeit. Während die ORF-Journalisten stets betonten, „anders“ zu sein als die angereisten Paparazzis, klebten sie wie die Haftlmacher an den Fersen des Geschehens, versuchten, im Krankenhaus Vöcklabruck so weit wie möglich an die Geburtenstation heranzukommen. Und sie wurden auch nicht müde, immer wieder hervorzuheben, daß die kleine Prinzessin eine „gebürtige Österreicherin“ ist. Na endlich hat unser Land wieder eine kleine „königliche Hoheit“ – danke, lieber ORF!
Natürlich ist es so, daß sich viele Leute für das Leben der „Oberen“ interessieren. Das ist ja im Grunde nichts Schlechtes, auch nicht, daß darüber berichtet wird.
Es geht um die Form, um die Respektierung der Privatsphäre, aber auch um die Wertung von Ereignissen. Parallel dazu live zu berichten, wie die Zukunftschancen der „normalen“ Babys und ihrer Mütter und Väter ausschauen, welche Hoffnungen und Erwartungen damit verknüpft sind, wäre eine wohltuende Alternative gewesen. Da könnte man wirklich sagen: Danke, lieber ORF!
Endlich hat unser Land wieder eine kleine „königliche Hoheit“. Danke, lieber ORF!