Neun Monate auf einem Zweimaster sind alles andere als ein Urlaub. Jugendliche mit sozialen Problemen versuchen auf diese Weise, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Beim Fest der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Noah“ vergangene Woche feierten Mitarbeiter, Jugendliche und auch Eltern die Rückkehr des Schiffs Noah von seiner zehnten Langzeitfahrt. Brigitte Huber nahm vor vier Jahren an einer Reise der Noah teil. „Ich wollte mein Leben wieder auf die Füße stellen“, erzählt sie. Nachdem es für sie als jüngstes von sechs Kindern zu Hause überhaupt nicht mehr geklappt hat, landete sie bei Zieheltern. Dann lebte sie zwei Jahre in einem Heim. „Ich habe das Glück gehabt, auf die Noah zu können, und habe was daraus gemacht“, sagt die heute 20-Jährige. Inzwischen hat sie eine Köchinnenlehre in einem Linzer Zwei-Hauben-Restaurant absolviert. Gerade erfuhr sie ihre Aufnahme in das Freiwillige Soziale Jahr. Jetzt überlegt sie, auf Sozialarbeit umzusatteln. Sechs Jugendliche waren sie damals, begleitet von sieben Erwachsenen, darunter ein Skipper. Auf dem 18 Meter langen Schiff ist der Platz eng. „Da ist die Privatsphäre einfach weg. Die Konfrontation mit dir und den anderen ist sehr stark. Es gibt Situationen, wo es die Gruppe auseinander reißt. Auf den Inseln kannst du dich mal verpflanzen. Nachher musst du aber wieder auf das Schiff zurück“, berichtet Huber. In kritischen Situationen, wie z. B. bei einem Sturm halte man dafür wieder zusammen. Die Noah ist ein Projekt des „Zentrums Spattstraße“. Herbert Siegrist, ARGE-Leiter: „Es gibt Jugendliche, die in solchen Situationen sehr gut reagieren, weil sie krisenerprobt sind.“ Er erzählt von einem Sturm, „wo wir wirklich alle zu beten begonnen haben“. In der Bordküche sei das Geschirr herumgeflogen. Ein Mädchen habe noch während des Unwetters in aller Seelenruhe zusammengeräumt. „Wenn mein Vater zu Hause durchgedreht hat, hat es immer so ausgeschaut“, habe sie gesagt. Auf der Noah geht es auch um das Wiedergewinnen von Alltagsstrukturen. Der Tagesablauf ist geregelt. Zwischen sieben und acht Uhr gibt es Frühstück. Danach Schul- oder Werkprogramm. Bei der Crew ist ein Hauptschullehrer dabei. Einige Jugendliche holen so ihren Schulabschluss nach. Die anderen verrichten Arbeiten am Schiff. Siegrist wünscht sich mehr Geld für solche Projekte. Das verringere die Folgekosten, die dem Staat durch sozial schwache Jugendliche entstehen. Außerdem ist er ständig auf der Suche nach Mitarbeitern. Menschen mit einer Sozialausbildung sind gefragt.