Ausgabe: 1999/35, Willebrands, Kardinal, Holländer
31.08.1999
- Walter Achleitner
Drei Jahrzehnte war der niederländische Kardinal „Pionier der Ökumene“. Am 4. September wird Johannes Willebrands 90.
Seinen Einsatz für die Einheit der Christen begann Johannes Willebrands, als Ökumene noch verpönt war. 1946 wurde der Theologe aus der Diözese Haarlem Präsident der Willibrord-Vereinigung – einer der ersten Gemeinschaften für die Aussöhnung der christlichen Kirchen. Als 14 Jahre später Johannes XXIII. in der Vorbereitung auf das Zweite Vatikanische Konzil das „Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen“ schuf, wurde der Niederländer als „Sekretär“ der zweite Mann hinter Kardinal Bea. 1967 selber in die Chefposition aufgerückt, prägte er die Verständigungspolitik der römisch-katholischen Weltkirche mit den anderen christlichen Konfessionen. Und als ihn Papst Paul VI. 1969 in das höchste Leitungsgremium der Kirche berief, zählte er zu den ganz Großen im Kardinalskollegium.
Als Primas der niederländischen Kirche pendelte er ab 1975 zwischen Utrecht und Rom, was ihm den Beinamen „Fliegender Holländer“ einbrachte. Als Reaktion auf die stürmischen Jahre in den Niederlanden widmete sich der Kardinal ganz seinem Auftrag in Rom. Zum Abschied aus der päpstlichen Kurie erinnerte er 1989 seine Kritiker, die ihm Stagnation in den Bemühungen um die Einheit vorwarfen, an eine Vielzahl jedoch wenig sensationeller Fortschritte während seiner Amtszeit. Heute lebt der 90-Jährige in seiner Heimat und reist noch ab und zu nach Rom, aus „Leidenschaft für die Einheit“.„Die Leidenschaft für die Einheit der Christen ist zugleich immer ein Leiden an der noch bestehenden Trennung.“