Erstmals seit den Tagen der Trennung beginnen die christlichen Kirchen in Österreich den Advent bewusst gemeinsam. Der bevorstehende Christentag am 27./28. November richtet den Blick der christlichen Konfessionen in eine Richtung aus: auf Christus, der in dieser Welt zum Tragen kommen soll. Nach der weltweiten Einigung der katholischen Kirche mit den reformierten Kirchen in der Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober ist dies nun auch ein deutliches nationales Zeichen.
Nicht nur den Blick gemeinsam auf Christus hinzurichten ist bedeutsam. Von Christus her den Blick zurückzurichten in die konkrete Gestaltung des Lebens, also mit seinen Augen die Welt zu betrachten, ist wichtig. Dass die Kirchen mit diesem Tag die Arbeit an einem gemeinsamen Sozialwort aufnehmen, ist ein kräftiges Zeichen. Es geht nicht um Einfluss oder um das Verteidigen alter Pfründe. Es geht um ein Dasein für andere, um ein Fruchtbar-werden des Evangeliums
Wer mit den Augen Christi die Welt betrachtet, wird Partei ergreifen zu Gunsten der Armen. Der Advent, diese Vorbereitung auf einen neuen Anfang, ist eine gute Zeit dafür. Es ist die Zeit der Umkehr, sagt man. Die bekannten Vorwürfe gegen die Kirchen – sie wären zu reich und zu mächtig – werden ins nächste Jahrtausend nachklingen. Jene Glaubenden, die schon jetzt anders handeln, werden künftigen Generationen eine andere Erfahrung von Kirche schenken.