Ein weiterer Friedensschritt in Nordirland: Katholiken und Protestanten einigten sich auf eine gemeinsame Regierung.
In Nordirland muss man nicht so unversöhnlich sein wie Pastor Ian Paisley, um sich noch etwas schwer damit zu tun, dass gerade der ehemalige IRA-Kommandeur Martin McGuinness seit Montag vergangener Woche als Erziehungsminister für die 350.000 Volks- und Hauptschulkinder der Bürgerkriegsprovinz zuständig ist. Zuvor war er im günstigsten Fall als Landwirtschaftsminister im Gespräch. Die Bedeutung einer soliden Schulausbildung ist dem 49-Jährigen jedoch bewusst; er selbst hatte keine Chance dazu. Als zweites von sieben Kindern einer Familie aus dem katholischen Ghetto von Londonderry zählte er zu jenen, die im protestantisch beherrschten Norden keine Zukunft hatten. Ohne Schulabschluss mit 15 auf der Suche nach einer Kfz-Lehre blitzte der Katholik überall ab. Letztendlich wurde er Metzgergeselle. 1970 soll er sich der irisch-republikanischen Terrorarmee IRA angeschlossen haben. Doch seit den 80ern hat er sie gemeinsam mit Gerry Adams umdirigiert, vom bewaffneten Kampf in die politische Arena. Den Wechsel zum „Sinn Fein“-Politiker mögen ihm viele nicht so recht abnehmen.In den über 1000 nordirischen Schulen herrscht eine nahezu lückenlose Trennung zwischen den Angehörigen beider Kirchen. Sie zu überwinden, ist sein Ziel: in zehn Jahren soll wenigstens jedes zehnte Kind in eine „integrative“ Schule gehen. Das Recht dazu ist im Karfreitagabkommen von 1998 grundgelegt, an dessen Zustandekommen McGuinness als Chefverhandler beteiligt war.
„Es wäre das Letzte, eine Gruppe der Gesellschaft so zu behandeln, wie wir behandelt wurden.“ Martin McGuiness