In der Diözese Linz gibt es seit 1994 eine verbindliche Rahmenordnung für die Sonntagsfeier ohne Priester. In der Praxis wird sie jedoch kaum beachtet.
Ausgabe: 2017/31
01.08.2017 - Matthäus Fellinger
„Eines allerdings muss gesagt werden: Die Verbindung der Wort-Gottes-Feier mit einer Kommunionfeier wird weder der Eucharistie noch dem Wort Gottes gerecht ... Die Wort-Gottes-Feier sollte also ohne Kommunionspendung gefeiert werden.“ Diese Aussage des Innsbrucker Liturgiewissenschafters Liborius Lumma in der vorletzten Ausgabe der KirchenZeitung (Nr. 29, S. 17) hatte teils heftige Leser/innen-Redaktionen zur Folge. Kein Wunder: In der Praxis wird in den meisten Pfarren bei sonntäglichen Wort-Gottes-Feiern auch die Kommunion aus dem Tabernakel ausgeteilt. So vorgesehen war das allerdings nie.
Die Rahmenordnung
Bereits im Jahr 1994 wurde von Bischof Maximilian Aichern für die Diözese Linz eine Rahmenordnung für die Sonntagsfeier ohne Priester verbindlich festgelegt. Die Frage der Kommunionspendung wurde so geregelt: „Um die Stellung der Eucharistiefeier zu erhalten und zu fördern, kann die Kommunion gelegentlich, aber nicht regelmäßig gespendet werden.“ Ebenso: „Wortgottesdienste sollten nicht mit Kommunionspendung gehalten werden, wenn am selben Tag eine Messfeier ist.“ Dass eine Regelung notwendig wurde, war dem immer größer werdende Priestermangel geschuldet. Als theologische Hauptbegründung wurde genannt: Christus ist auch im Wort Gottes „wahrhaft gegenwärtig“. Gerade um die Eucharistie in ihrer Besonderheit verständlich zu halten, sollten keine eucharistieähnlichen Feiern gehalten werden. Wortgottesdienste könnten „weder die Eucharistiefeier ersetzen, noch dürfen sie zu ihr in Konkurrenz treten.“ Immer öfter, so die damalige Intention, sollte deshalb auf die Kommunionspendung verzichtet werden, gleichzeitig sollte man sich um eine festliche Gestaltung der Wortgottesdienste bemühen.
Verschärfte Situation
Die Entwicklung ging allerdings in die gegenteilige Richtung, räumen Hans Stockhammer und Barbara Thielly vom Liturgiereferat der Diözese Linz ein. Die pastorale Notsituation hätte sich noch verschärft. Die Zahl der Pfarren, an denen nicht mehr an allen Sonntagen eine Messe gefeiert werden kann, ist gestiegen. In den meisten dieser Pfarren wird die Kommunion bei den Wort-Gottes-Feiern ausgeteilt. Die geltende Rahmenordnung wurde kaum beachtet, geschweige denn umgesetzt. Gerade weil sich die Situation noch mehr verschärft, plädieren Stockhammer und Thielly für einen bewussteren Umgang mit der Kommunionspendung. Sie sind überzeugt: Bei einer guten und feierlichen Gestaltung würden diese Feiern auch ohne Kommunion dankbar angenommen. Die gegenwärtige Praxis bedeutet einen Rückfall in eine vorkonziliare Tabernakelfrömmigkeit, meint Thielly. Das Konzil wollte die Kommunion jedoch stärker in die Eucharistiefeier eingebunden wissen.
Gläubige ernst nehmen
Dennoch gelte es, auch die Empfindungen der Gläubigen, die sich nach der Kommunion sehnen, ernst zu nehmen. Dazu sei eine Vorbereitung in den Pfarren hilfreich, bevor eine Praxis überstürzt eingeführt wird. Für die Feier der Wortgottesdienste – heute wird eher der Begriff Wort-Gottes-Feier verwendet – wurde von der Diözese eine Handreichung für die Wortgottesdienstleiter/innen herausgegeben. Im Regelfall findet die Feier ohne Kommunionausteilung statt, im Ausnahmefall mit. „Weil die Eucharistie wegen des Priestermangels nicht mehr in jeder Pfarre allsonntäglich gefeiert werden kann, entstehen Notsituationen.“ Das war 1994 die Begründung für die Rahmenordnung. Für jüngere Menschen freilich ist diese „Notsituation“ der Normalzustand, sie haben es nie anders erlebt. Die Rahmenordnung plädierte auch für Gerechtigkeit: Es sollten sich alle Pfarrgemeinden „bemühen, dass nicht die kleinen Pfarrgemeinden allein die Last der Notsituation zu tragen haben“. «