Er zählt zu den wichtigsten Beratern von Bischofskonferenzen, bis hin auf Europaebene. Der Wiener Pastoraltheologe mit einer oberösterreichischen Wurzel ist am 20. Dezember 60 geworden. Einen „unverbesserlichen Kirchenliebhaber“ nennt ihn Christian Friesl, seines Zeichens Präsident der Katholischen Aktion Österreichs. Von Prof. Paul Michael Zulehner ist die Rede. Wenn’s heiß hergeht in der Kirche oder über die Kirche, sind sein Wort und sein Rat gefragt.
„Vielleicht müssen wir uns ein Jammerverbot auferlegen“, hat sich Zulehner letzte Woche bei einer Diskussion im Wiener Kardinal-König-Haus für eine „neue Qualität in der Begegnung mit der Realität Kirche“ ausgesprochen. Kirchenträume können nicht nur mobilisieren, sie können auch lähmen, warnt der Theologe. Kirchenträume müss-ten deshalb „geerdet“ werden.
Seine „Erdung“ holt sich Zulehner teilweise in Oberösterreich, haben die Geschwister Zulehner doch in St.Thomas bei Waizenkirchen ein Haus.
„Den Himmel offen halten“ haben die wissenschaftlichen Freunde des auch auf Europaebene geschätzten Beraters von Bischöfen eine Festschrift zum Geburtstag genannt. Bekannt geworden sind Zulehners Analysen der Europäischen Wertestudie „Wie Europa glaubt und lebt“.
„Den Himmel offen halten“ hat für Zulehner zwei Aspekte: dass die Gottessehnsucht am Beginn des dritten Jahrtausends wach bleibe – und dass der Himmel auf Erden schrittweise verwirklicht werde. Damit Letzteres geschehe, wird Zulehner bisweilen auch zum Kirchenkritiker.
„Die westliche Kirche ist in Gefahr, zu einer liberalen Kirche auszudünnen. Sie ist andererseits in Gefahr, dass sie zu einer reaktionären, sich nach außen hin verschließenden Kirche wird, anstatt zu einem kultivierten und christlichen Umgang mit der Freiheit zu finden.“