Seit ihrer Rückkehr aus der Emigration ist Lore Decleva Brückenbauerin in Österreich: sie hat viel zur Verständigung zwischen Christen und Juden beigetragen.
Für die damals 16-Jährige war es recht eigenartig nach Jahren der Flucht durch Europa und der Emigration in Palästina 1947 als erste jüdische Schülerin wieder in ihrer Heimatstadt Graz zur Schule zu gehen. „Uns war bewusst, dass wir zu Leuten zurückkehren, die sich 1938 von uns abgewendet und uns plötzlich nicht mehr gekannt haben.“ Um jedoch in ihrer Heimat leben zu können, auch als sie mit ihrem Mann und beiden Kindern nach Wien zog, empfand Lore Decleva, müsse sie den Menschen zeigen, dass Juden nicht so sind, wie sie die Gehirnwäsche der Nazis dargestellt hat und wie es durch Antijudaismen aufgekommen ist. Vorurteile zu überwinden war auch eines ihrer Hauptziele, als Decleva elf Jahre lang die Mütterseminare in der Erzdiözese Wien organisierte.
Als sich in den 80er Jahren die Katholische Aktion um die tiefere christlich-jüdische Verständigung bemühte, wurde Lore Decleva einmal mehr zur Brückenbauerin zwischen den Religionen in Österreich. Die geheime Botschafterin, wie Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg sie unlängst würdigend nannte, sorgte dafür, dass alles koscher war in den Informationsblättern und diese auch den Segen des Oberrabbiners erhielten. Auch im Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem sie als Vertreterin der Israelitischen Kultusgemeinde angehört, setzt die studierte Biologin auf Aufklärung: „Denn nur Unwissenheit macht unsicher und weckt Feindschaft.“
„Wenn ich in einem Land lebe, das die NS-Gehirnwäsche erlebt hat, dann sollten die Menschen hier wissen, wie die Juden sind, die bekämpft und vernichtet wurden.“ Lore Decleva