Ausgabe: 2000/06, Lachen, Politik, EU, Europa, Schlaf
08.02.2000
- Matthäus Fellinger
Während der ganzen Zeit der Regierungsverhandlungen habe ich keinen Politiker lachen gesehen“, kommentierte ein Freund die Bilder der letzten Tage auf dem Bildschirm. Das Lachen ist nicht nur den Politikern gründlich vergangen – zumindest soweit dies nach außen sichtbar wird. Versucht einer dennoch ein Lächeln, wirkt es, als käme es aus der Tiefkühltruhe. Höchstens im Stillen lacht sich – wer weiß – vielleicht doch einer ins Fäustchen.
Man hat gesagt, die österreichische Politik zeichne sich durch eine ihr eigene Form von Charme aus, ihre „entwaffnende“ Hintergründigkeit, ihre Originalität in den Formulierungen. Selbst härteste Auseinandersetzungen wären auf der Basis eines gewissen Grundverständnisses ausgetragen worden. Bürgerinnen und Bürger trafen ihre Wahl damals noch nach der Beliebtheit ihrer Politiker.
Heute. Angespannte Gesichter. Verbissene Entschlossenheit. Nervöse Hektik. Dramatische Eile. Keine Nacht mehr, in der das eine oder andere noch einmal überschlafen werden könnte.
In der Tat: Ein bisschen mehr Schlaf würde der österreichischen Politik jetzt gut tun. Doch wer Angst hat, kann schlecht schlafen – und noch weniger lachen. Wo aber den Politikern der Humor und das Lachen abhanden gekommen sind, dort werden die Leute insgesamt weniger zu lachen haben. Schlimm, wenn wir in Europa als Volk der Verbissenen dastünden.
„Ein bisschen mehr Schlaf würde der österreichischen Politik jetzt gut tun.“