Tschetschenische Flüchtlinge loben den Einsatz von „Mensch in Not“. Und die tschechische Hilfsorganisation kann helfen, weil ihr Gründer Jaromír Stetina erstklassige Berichte liefert.
In Schweine- oder Hühnerställen, bei eisigen Temperaturen auf nacktem Boden: rund 50.000 Flüchtlinge leben so seit Wochen in Inguschetien. Sie kommen sich von der Umwelt abgeschnitten und vergessen vor – nicht nur von den westlichen Medien. Aber es gibt sowohl erstklassige Berichte als auch Hilfe, die ankommt. Seit Ausbruch des zweiten Tschetschenienkrieges berichtet Jaromír Stetina nicht nur über jene, die aus der Heimat geflüchtet und heute bis über die Knöchel im Schlamm stecken. Bereits im Oktober war es der 57-jährige Chefreporter seiner eigenen Nachrichtenagentur „Epicentrum“, der 30 Waisen aus einem Keller in Grosny zur Flucht verhalf. Auch die Stiftung „Clovek v tísni“ (Mensch in Not), deren Mitbegründer und Direktor Stetina ist, startete ihre Arbeit in Inguschetien. Da die Organisation aus Prag schon im Krieg von 1994 bis 1996 half, hatte „Mensch in Not“ einen leichten Start bei der Regierung in Nasran. Und erstmals durfte sie vor vier Wochen Lebensmittel sogar in die Sperrzone liefern. Dass Tschechen den Opfern des russischen Vernichtungskrieges helfen, ist auch aus ihrer Geschichte zu verstehen. Denn Stetina, ein gelernter Ökonom und Absolvent der Prager Karls-Universität, musste zwei Jahrzehnte den Lebensunterhalt als Bergarbeiter verdienen. Zuvor hatte der Redakteur den Einmarsch sowjetischer Truppen im August 1968 als Okkupation bezeichnet.