Es ist, sagen Kritiker, leicht, sich für Sünden der Vergangenheit zu entschuldigen, wenn man zu den Fehlern der Gegenwart nicht steht. Papst Johannes Paul II. hat seine Vergebungsbitte vom 12. März selbst gegen Widerstand aus vatikanischen Reihen durchgesetzt – und er hat damit die Kirche angreifbar gemacht.
Angreifbar allerdings in einem guten Sinne. Sie ist nicht mehr die Unantastbare, die jede Schuld und jedes Fehlverhalten von sich weist, und mag es noch so sehr auf der Hand gelegen sein. Inquisition konnte doch wirklich mit nichts zu rechtfertigen sein. Und die Diskriminierung von Frauen – man braucht sich nicht mehr an der Wirklichkeit vorbeizuargumentieren. Was Menschen an der Kirche verstört hat – es ist einbekannt als Fehler, als Schuld und Sünde. Mit diesem Bekenntnis ist die Kirche als Weltkirche durch die Zeiten hindurch ein Stück glaubwürdiger geworden.
Darin liegt ein zusätzliches Einbekenntnis: Was in der Vergangenheit möglich war, wird auch in der Gegenwart und in der Zukunft der Fall sein können – dass die Kirche in ihrem Handeln nicht richtig liegen könnte. Trotzdem gilt ihr die von Gott gegebene Zusage: Ich bin bei euch alle Tage! Dass Gott auch Sündern nahe ist, ist nicht nur für die Kirche als Ganzes, sondern jedem einzelnen Menschen ein Trost.