Zum Schrecken aller Eltern gibt es wohl für jedes Kleinkind eine Zeit, in der es alles kosten muss. Da wandert alles in den Mund: Spielsachen, Erde, ein Regenwurm – alles muss ge-kostet und ver-kostet werden. Einige Jahre später schreiben sie dann in die Poesiealben ihrer Freundinnen und Freunde: „Meine Lieblingsspeise ist ...“. Was den einzelnen schmeckt, ist „heilig“.Für manche kommt später eine Zeit, in der das Essen nicht mehr so wichtig ist. Fast food ist gefragt. Da reicht ein Hamburger, eine Fertigmahlzeit aus der Tiefkühltruhe. Aus dem Genuss wird eine Notwendigkeit gemacht, die möglichst nicht von den viel wichtigeren Terminen abhalten soll.Eine Reaktion darauf gibt es auch schon. Man spricht von slow food. Das langsame Essen, das Verkosten der Speisen bekommt wieder Wert. Wichtig sind frische Zutaten, das Genießen und die Gemeinschaft am Tisch. Ein wichtiges Wort des Hl. Ignatius ist auch das „Verkosten von innen her“. Er meint damit sicher nicht nur das Essen, sondern vor allem das Leben. Das, was uns bewegt, die Gefühle, die es auslöst, sollen wir „von innen verkosten“, sie in unser Herz hineinnehmen, mit ihnen leben. Das kann ein Gefühl großer Freude sein, das wir innerlich wieder und wieder auskosten können, das kann aber auch Trauer oder Angst sein, die wir nicht auf die Seite schieben sollen, sondern durch das Verkosten annehmen lernen. Dieses Annehmen der verschiedenen Lebenssituationen hilft uns, mehr zu den Menschen zu werden, die wir sind.
Geistliche Übung
Mein Leben verkosteWenn wir den Rosenkranz beten, dann „verkosten“ wir einzelne Ereignisse im Leben Mariens. Jede Perle ist eine Situation ihres Lebens, die wir bedenken.Ich kann auch mein eigenes Leben auf diese Weise Schritt für Schritt bedenken. Für diese Übung brauche ich ein Stück einer dicken Schnur. Ich suche mir einen Ort und eine Zeit, in der ich ungestört bin und versuche, innerlich ruhig zu werden. Ich nehme wahr, wie ich da bin und dass Gott mit mir da ist. Dann gehe ich meinen Lebensweg Schritt für Schritt durch.
- Für jede Situation, die mir in besonderer Erinnerung ist, mache ich einen Knoten in die Schnur. Es können schöne Situationen meines Lebens sein, aber auch solche, wo ich nicht mehr weiter wusste, wo ich verzweifelt war. Jedes Ereignis in meinem Leben, das mich jetzt noch einmal bewegt, lege ich in einen Knoten hinein.
- Dann kann ich mit Gott diese Knoten anschauen. Ich versuche, einzelne Ereignisse noch einmal nachzuerleben, lasse sie noch einmal lebendig werden. Wie sehe ich sie jetzt im Zusammenhang meines ganzen Lebens? Kann ich auch im Traurigen Kostbares entdecken, Erfahrungen, die mir in meinem weiteren Leben geholfen haben?
- Ich kann mit Gott über das sprechen, was mich jetzt bewegt. Ich kann Ihm danken und Ihn bitten, mir über die „Knotenpunkte“ meines Lebens Seinen Weg mit mir zu zeigen.
Bewusst essen und genießen
Ich kann in dieser Woche versuchen, bewusster zu essen, zu trinken und zu genießen. Das kann einmal ein Stück Brot sein, das ich langsam esse, Bissen für Bissen kaue, bis ich den Geschmack ganz wahrnehme. Oder verkosten Sie die Süßigkeit eines Apfels. Es kann auch ein Schluck reines Wasser sein, frisch, kühl und belebend. Ich kann mir der Kostbarkeit dessen bewusst werden, was ich tue: Es ist nicht selbstverständlich, ausreichend und gut essen zu können, und es ist nicht selbstverständlich, klares Wasser in unbeschränkter Menge zur Verfügung zu haben.