Was überzeugte Christinnen bewegen, zeigt Prasanna Kumari. Mit der Inderin predigt erstmals eine Frau beim CSI-Schweigemarsch für verfolgte Christen am 31. März in Wien.
In 50 Jahren Unabhängigkeit hat es nicht so viel Gewalt gegen Christen in Indien gegeben wie seit dem 51., als im März 1998 die nationalistische Hindupartei BJP die Regierungskoalition übernahm: mehr als 150 Übergriffe. Die Schuld für die Exzesse geben die Gewaltbereiten jedoch den „Missionaren“, die Hindus zur „Zwangstaufe“ führten. „Unter Zwang zu taufen ist Sünde“, das meint auch Prasanna Kumari, seit 1998 Generalsekretärin der „Union der evangelikal lutherischen Kirche Indiens“ (UELCI). Doch die rechte BJP solle konkrete Fälle vorlegen, statt Christen als „Agenten des Auslands“ laufend zu diffamieren. Gerade Kastenlose oder Angehörige unterster Kasten ließen sich freiwillig taufen – wie Kumaris Eltern; die 49-jährige zweifache Mutter ist Christin der zweiten Generation.
Die Absolventin in Geschichte und Theologie begann als Sozialarbeiterin für 75 Dörfer in den Kalvarayan-Bergen. 1981 übersiedelte Kumari als Professorin für Neues Testament ins Gurukul-Kolleg nach Madras. Dort startete sie das „Slumfrauen-Förderungsprojekt“ (SWAP), das mittlerweile in fünf von 14 Slums der Stadt läuft und über 20.000 Menschen erreicht. Doch die feministische Theologin, sie wurde als eine der ersten Pfarrerinnen Indiens geweiht, musste 1997 erleben, dass es auch unter Christen Kastengrenzen gibt: bei der Stichwahl um die Präsidentschaft im Lutherischen Weltbund wurde der Asiatin ein deutscher Bischof vorgezogen.