Um ihre Aufträge erfüllen zu können, braucht die heimische Wirtschaft in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 150.000 Arbeitskräfte. Dabei geht es nicht nur um die Kassen der Unternehmen, sondern auch um die Staats- und Sozialversicherungskassen, die vom Zuwachs an Produktion und Arbeitskräften profitieren. Deshalb ist eine gute Lösung nicht nur im Sinne der Unternehmen, sondern auch für den Staat und das Gemeinwohl bedeutsam. Eines müßte aber auch schön langsam klar werden: die Wirtschaft kann sich ihre Arbeitskräfte nicht auf Zuruf bestellen, sie muss dafür mehr als bisher einbringen.
Wenn Kammerpräsident Leitl zur Ausschöpfung der innerösterreichischen Reserven Maßnahmen im Arbeitslosenbereich ebenso fordert wie bessere Ausbildung, besseren Zugang der Frauen zum Arbeits- markt und längere Lebensarbeitzeit, so sollte er auch selbstkritsich nachfragen, was der Beitrag der Wirtschaft ist. Wir haben auch deshalb zu wenig Facharbeitskräfte, weil – vor allem in der Industrie – Tausende Lehrlingsplätze gestrichen wurden und die Mitarbeiterbildung in vielen Betrieben auf die Betroffenen selber abgeschoben wurde. Wir haben auch deshalb zu wenig Frauen in der Arbeit, weil die Wirtschaft in Österreich mit ihrem Beitrag dazu (familienfreundliche Arbeitszeiten, Mitarbeiterinnentraining wärend der Karenzzeit, Betriebskin- dergärten etc.) weit hinten nachhinkt. Und was die längere Lebensarbeitszeit betrifft: Auch hoch qualifizierte Leute über 50 bekommen heute immer öfter keinen Job mehr. Erst wenn die Wirtschaft in all diesen Bereichen mehr Engagement zeigt, wird man ihr glauben, dass ihr Ruf nach ausländischen Arbeitskräften nicht nur ein Ruf nach billigen Arbeitskräften ist.