Wird – was Rom zu entscheiden hat – Franz Jägerstätter selig gesprochen, so wird dies unter dem Titel „seliger Ehemann“ geschehen. Überraschend auf den ersten Blick – denn hat dieser Innviertler Bauer nicht gerade sich selbst und sein Gewissen ernster genommen als Frau und Kinder? Franz Jägerstätter hat die schweren Fragen seines Lebens im gemeinsamen Ringen mit seiner Frau Franziska getroffen. Und sie haben diese Entscheidung in ihren Folgen gemeinsam getragen. Er – indem er seinem Gewissen treu geblieben ist; und sie – was das für eine Ehefrau und Mutter mit drei Kindern bedeutet, ist schwer vorstellbar.
S ind Verheiratete unter den Heiligen und Seligen für sich schon selten, so ist umso mehr die Tatsache bemerkenswert, dass gerade in der Spannung, in die er als Ehemann gestellt war, das Selige gesehen wird.
Schaut auf diesen Menschen! Seht, wie er sich verhalten hat, als sich die Schlinge des Nationalsozialismus immer enger zog. Nicht, wie andere sich verhalten sollen, war ihm wichtig, sondern dass seine eigene Lebensantwort stimmt. Sollte Franz Jägerstätter selig gesprochen werden, so wäre damit kein fertiges, glattes Lebensbild in die Auslage der Kirche gestellt. So schwer kann Glaube werden! Und ob Jägerstätters Antwort die rechte war oder nicht – die Tatsache darf nicht aus dem Auge gelassen werden: Die Unmenschlichkeit liegt bei denen, die die Familie Jägerstätter in diese Ausweglosigkeit getrieben haben.