In Mitrovica (Kosovo) treten Jugendliche für Versöhnung ein
Ausgabe: 2001/27, Engel, Kosovo, Junge Menschen, Gruppen, NATO
03.07.2001
- Martin Kranzl-Greinecker
Zwei Jahre nach dem grausamen Kosovo-Krieg ist von Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen nur wenig zu sehen. In Mitrovica, wo die Fronten besonders hart sind, ergreifen nun Jugendliche die Friedensinitiative.
Mitrovica, eine Stadt im Norden der Krisenprovinz Kosovo, wird von einem Fluss nicht nur geografisch geteilt. Nördlich des Flusses lebt die serbische Volksgruppe, südlich die albanische. Dazwischen sichert die internationale KFOR-Truppe die Brücke und versucht, Übergriffe zu verhindern. Junge Menschen leiden besonders unter den Vorurteilen, der ethnischen Ablehnung und der Gewalt. Einige von ihnen, etwa 50 albanische Mittelschüler/innen und Studierende, haben sich nun in Friedensgruppen zusammengetan, um der Versöhnung auf die Beine zu helfen. Ihre Gruppen tragen klingende Namen wie „Peace Doves“ (Friedenstauben), „Peace Waves“ (Friedenswellen) oder „Peace Angels“ (Friedensengel). Gemeinsam mit Jugendlichen aller anderen Volksgruppen in Mitrovica – neben Serben und Albanern gibt es auch noch Ashkali und Romas – möchten die Verantwortlichen Valon, Ali und Naim eine Jugendzeitung, eine gemeinsame Homepage und Kurse (PC-, Sport-, Näh- und Englisch-Kurs) organisieren. Besondere Bedeutung hätte sicher die gemeinsame Website, da die Jugendlichen so miteinander in Kontakt kommen können, selbst wenn der Fluss und die ethnische Grenze ihre Heimatstadt teilen. Ein kleiner lokaler Radiosender soll über die Initiativen berichten. Zur Verwirklichung der Pläne braucht man natürlich Geld, vorerst gibt es nur Konzepte. Eine Hoffnung der Aktivisten sind Menschen in Österreich, denen die Versöhnung der Jugend im Kosovo ein so großes Anliegen ist, dass sie dafür Geld spenden ... Betreuung und Unterstützung (z. B. durch Räume und PCs) erhalten die Friedensgruppen durch Margita und Miki, zwei Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation UMCOR. Besonders Margita, die im Hauptberuf Englisch studiert, weiß selbst um die Wichtigkeit der Versöhnung. Während der NATO-Angriffe im Frühjahr 1999 war sie drei Monate als eine von 160 Geiseln Teil des menschlichen Schutzschildes der serbischen Polizei in Djakovo. Damals schwor sie bittere Rache. Nun aber hat sie in der Versöhnungsarbeit so viel zu tun, dass sie nur mehr an die Zukunft denkt und dem Hass keinen Platz in ihrem Herzen geben will.