Am Donnerstag vergangener Woche beschloss das Parlament ein neues ORF-Gesetz. Zuvor boten viele Beteiligte ein „Schmierentheater“, für das sich Laiendarsteller einer Sommerbühne genieren täten. Da war keine größere Magazin- oder Zeitungsgruppe, die in ihren Berichten und Kommentaren nicht eigene Interessen verfolgte – die einen, weil sie mit dem ORF in einer unguten Weise verhabert sind, wie die vier„Weisen“ zu Recht kritisiert haben, die anderen, weil sie an diesem „Klüngel“ nicht beteiligt sind und/oder eigene Radio- und Fernsehinteressen haben. Da gab es Politiker, die im Kampf um den eigenen Einfluss tief in die Schubladen der Intervention, des Drucks, der Anbiederung und des Populismus griffen. Westenthalers Rundumschläge waren ebenso unappetitlich wie Caps kriecherische Behauptung, der Musikantenstadl sei Qualitätsfernsehen, oder seine Forderung nach einer Volksabstimmung. Seine Partei hat jahrelang die Reform des Kreisky-ORF verhindert, weil sie dabei an den Schalthebeln saß. Und schließlich beteiligte sich der ORF von seiner Spitze abwärts an der Meinungsmache gegen die Reform in einer Art und Weise, die mit dem objektiven Informationsauftrag nur schwer vereinbar ist. Worum es bei der ORF-Reform eigentlich ging, geriet immer mehr ins Hintertreffen. Zumindest gab es einmal drei Ziele der Reform, die durchaus sinnvoll schienen: Das Zurückdrängen des Parteien-einflusses, die Forderung nach mehr Qualitätsprogramm und eine Beschränkung der „Schleichwerbung“ wie der geradezu peinlichen „Euro Austria“-Beiträge über Cabrios und Roller. Ob die Regierungsvorschläge dafür der beste Weg sind, darüber hätte man auch sachlich reden können.