Seit 75 Jahren spielen die Frankenburger/innen das „Würfelspiel“ aus dem Jahr 1625 nach. Die katholische Herrschaft hat aufständische evangelische Bauern um ihr Leben würfeln lassen. Regisseur Michael Neudorfer sieht im Stück wichtige Inhalte für heute.
Hat sich in den 75 Jahren etwas am „Frankenburger Würfelspiel“ geändert?
Das heutige Spiel hat nur noch wenig mit der Version von 1925 zu tun. Natürlich sind die handelnden Personen gleich und der Kern der Handlung. Es hat sich nicht nur der Text geändert, sondern auch die Einstellung zum Spiel. Das Stück ist für mich ein gutes Beispiel dafür, wie sich verschiedene Ideologien historische Sachverhalte und die Literatur darüber zu Nutze machen können. Viele sehen die „braune Vergangenheit“ des Würfelspiels. Ich sehe auch die bunte Gegenwart.
Spielen die Konfessionen noch eine Rolle?
Es ist kein trennendes Ereignis mehr, sondern ein verbindendes. Zu Beginn ist sicher die Distanz zur katholischen Kirche im Vordergrund gestanden. Jetzt spielen selbstverständlich auch Leute aus dem Pfarrgemeinderat mit. Uns geht es darum zu zeigen, wo das hinführt, wenn jemand, der das Sagen hat, meint, anderen befehlen zu müssen, was sie sagen oder glauben dürfen.