Aufnahmetests für Gymnasien lehnt Sr. Maria Elisabeth ab. Bei der Wahl der Schulform sollten Eltern besser beraten werden, meint die Schulreferentin der Frauenorden.
Für ihre Eltern war die Frage klar, welche Schule sie in Wien besucht, meint Sr. Maria Elisabeth Göttlicher. „Sie wollten mich nicht in das Kinderlandverschickungslager der Nazis stecken. Deshalb blieb nur die Hauptschule.“ Im Herbst 1945 wechselte sie wegen ihrer guten Noten dann ohne Aufnahmetest ins öffentliche Gymnasium. Erfahrung mit Tests hat die Ursulinenschwester dennoch genügend, dass sie ohne zu zögern sagen kann: „Das ist für jedes Kind eine unnötige Belastung.“ Denn neben dem Lehramt für Deutsch, Geschichte und Philosophie studierte Dr. Göttlicher auch Pädagogik, „und testen war Pflichtfach.“ Von 1969 an Direktorin des Gymnasiums der Ursulinen in Wien, war sie auch nicht traurig, als mit der Schulreform 1971 der obligate Test wegfiel. Von den über 150 Bewerberinnen fanden aber weiterhin nur 102 Platz. So suchte sie mit jedem Kind und deren Eltern ein 30-minütiges Gespräch.
„Es war nicht immer leicht, den Eltern zu erklären, dass jetzt das Gymnasium noch nicht die richtige Schulform für ihr Kind sei“, sagt die Provinzialin der Ursulinen in Österreich. In der AHS-Diskussion will die Schulreferentin der Frauenorden einen Grundsatz katholischer Privatschulen betonen: „Das Kind muss im Mittelpunkt stehen.“ Denn die Erfahrung des Versagens in der Schule, gerade im Alter von zehn bis 14, „wirkt sich massiv auf die Entwicklung des Kindes aus“. Völlig verfehlt wäre der AHS-Test, meint Frau Hofrat, um in den Städten die Hauptschule zu retten. „Diese verdient bessere Ideen.“
„Mir scheint es wichtig, dass bei der Wahl der Schulform die Eltern richtig beraten werden. Und das schafft kein Aufnahmetest.“ Sr. Dr. Maria Elisabeth Göttlicher