Samstag für Samstag dieselbe Szene. Der Ort der Handlung ist ein kleiner Kirchenvorplatz irgendwo in Oberösterreich. Eine ältere Frau bleibt mit dem Fahrrad vor der Kirche stehen. In der Hand einen Reisigbesen. Auf dem Gepäcksträger Kübel und Mistschaufel. Die Frau beginnt zu kehren. Den Splitt von der Straße, die Zigarettenkippen und die Kaugummipapierchen. Woche für Woche ein Häufchen Kehricht.
Mit der Bezeichnung Ehrenamt wird sie nicht viel anfangen können. Sie tut, was eben getan werden muss, damit die Leute am Sonntag auf einem sauberen Kirchenvorplatz stehen können. Sie trägt – das sind nicht ihre Worte – ihren Teil zur Gemeinschaft bei. Einen Teil, ohne den Gemeinschaft auf Dauer nicht funktioniert.
Ihre Aufgabe entspricht nicht den Kriterien des „neuen Ehrenamts“, wie sie die jüngste Market-Umfrage erhoben hat: Der geforderte „Spaßfaktor“ wird gering sein, zur beruflichen Höherqualifizierung wird das Kehren auch nicht beitragen und als zeitlich begrenztes Projekt lässt es sich ebenfalls nicht einordnen.
Der Einsatz der Frau nötigt Respekt ab. Ihre Verläßlichkeit, ihre Treue, ihr Dienst, der vielfach gar nicht bemerkt wird. Ihre Tätigkeit ist genauso wertvoll wie die der vielen Ehrenamtlichen, die im Jahr des Internationalen Ehrenamts in der Kirchenzeitung ihren Platz finden.