Fünf junge Frauen und Männer aus dem Süden Indiens waren mit einem Priester für einige Wochen zu Besuch in Österreich. Erstaunlich, wie sie unser Land beurteilen!
Einige Dinge wollten die Besucher/innen bei ihrer Reise in Österreich besonders beobachten: die Stellung der Frauen in der Gesellschaft, wie Österreich das Problem der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen lösen möchte und wie die Leute hier so leben.
Jugend-Austausch
Oswalt, Sophia, Sahaya, Bobby und Francis sind Tamilen aus der Provinz Tamil Nadu. Durch ein Austauschprojekt von Enchada sind sie vor kurzem zu Besuch in Österreich gewesen, um sich Anregungen zu holen und Jugendarbeit hier mit ihrer Arbeit mit Jugendlichen in Indien zu vergleichen. Enchada heißt brasilianisch „Hacke“ und ist das Referat für Entwicklungspolitik der Katholischen Jugend Österreich. Die Inder/innen arbeiten bei einer katholischen Jugendorganisation, vor allem gegen Arbeitslosigkeit.Die Gleichstellung der Frau haben sie sich anders vorgestellt. Sie möchten für Indien, dass Frauen in ihrer Arbeit anerkannt werden, und nicht, dass Frauen ihre klassische Rolle aufgeben. „Wir möchten den Jugendlichen mitgeben, was sie brauchen für ihre Rolle“, erzählt eine Teilnehmerin.
Kluft zwischen Jugend und Kirche
Schockiert war P. Perianayagam von der Einstellung vieler Jugendlicher zur Ehe. Hier sei das nichts weiter als ein sozialer Vertrag. Überhaupt sieht er eine große Kluft zwischen jungen Menschen und der Kirche in Österreich. „Die Kirche scheint nicht an die Jugendlichen heranzukommen, und diese sind auch nicht interessiert daran“, befürchtet der Priester. Dieses Problem sei in seiner Heimat nicht so gravierend wie hier.Neu für die Inder/innen war, dass Jugendliche ihre Eltern verlassen, einen Job finden und so ihr Leben verwirklichen möchten. In ihrer Heimat leben Jugendliche bis zu ihrer Heirat bei den Eltern, sonst sogar ihr Leben lang. Der Kontakt zu Eltern und Großeltern sei in Indien besser, bewerten sie das Familienleben in Österreich. Allerdings hat das nach Ansicht einiger Besucher/innen auch eine gute Seite: Junge Menschen in Österreich seien viel früher fähig, allein zu leben, sie sind weniger abhängig von den Eltern. „Die Eltern sagen, die Jugendlichen sind gut, auch wenn sie die Eltern verlassen,“ drückt einer der Tamilen das aus.
Genau beobachtet!
Insgesamt haben sich die Besucher/innen sehr wohl gefühlt in Österreich. Sie haben nur freundliche Menschen getroffen. „Vielleicht war das auch, weil wir nicht gekommen sind, um Arbeit zu suchen und oder um um Asyl anzusuchen!“, sagt Fr. P. Perianayagam lachend. Die öffentlichen Diskussionen in Österreich scheinen die Tamilen also in wenigen Wochen erkannt zu haben. Entlarvend ist das Schlusswort des Begleiters der Jugendlichen: „Österreich ist nur ein kleiner Platz. Es wäre für manche besser, wenn sie eine weitere Sicht hätten.“ Der Kirche wünschen sie, dass sie genauso schön werden kann wie ihre Gebäude, die sie sehr bewundert haben.Bewundert haben sie auch, „dass es überall sauber und nett“ ist und die Österreicher ihre Zeit genau planen!