Seit 30 Jahren ist ihre Leidenschaft das Amateur-Theater: Margit Söllradl aus Altenberg bei Linz ist vor, auf und hinter der Bühne aktiv. Im Heimatort hat sie jahrelang eine Kinder-theatergruppe geleitet. Für die Großen organisiert sie Schauspielkurse und „Theaterwerkstätten für Erwachsene“.
„Die Faszination am Theater ist nach fast 30 Jahren ungebrochen“, erzählt die Amateurtheater-Schauspielerin und Theaterpädagogin Margit Söllradl, die ihre Brötchen als freiberufliche Logopädin in ihrer eigenen Praxis verdient. Sie lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Altenberg. „Schon als junges Mädchen war Theaterspielen meine Leidenschaft“, schwärmt Söllradl, die in Niederösterreich aufgewachsen ist. Doch beruflich hat sie sich nicht für die Bühnenwelt entschieden: „Meine Eltern haben das nicht erlaubt, das ist kein Beruf!“Begonnen hat alles auf der „Studentenbühne“ der Katholischen Hochschulgemeinde in Linz. Das war in den 70er Jahren. In ihrem Wohnort Altenberg gab Margit Söllradl erst 1987 mit der örtlichen Theatergruppe ihr Debüt. Auf dem Erinnerungsfoto steht: „Meine erste Rolle in Altenberg als ... schwangere Pfarrers-köchin.“ Schwanger war sie damals zu ihrem fünften Kind.
Ihre fünf Kinder haben bei einigen Produktionen mitgespielt. Und wie steht der Ehemann zum Engagement seiner Frau? „Mein Mann nimmt Anteil, hat aber mit Theater so nichts zu tun. Er hat mich auch unterstützt, indem er die Kinder beaufsichtigt hat.“
Kindertheater „AKIPUT“
Als ihre Kinder noch klein waren, hat sie in Altenberg eine Kindertheatergruppe auf die Beine gestellt. „AKIPUT“ – das Altenberger Kinder- und Puppentheater war ein Theater der Kinder für Kinder. Von 1988 bis 1992 leitete sie das „AKIPUT“. „Da hatte ich 20 Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren auf der Bühne. Unser größter Erfolg war die Superhenne Hanna.“ Mit dieser Produktion ging AKIPUT auf Tournee durch Oberösterreich.Dem folgte ein „Figuren- und Schattentheater“. Einmal jährlich gibt es eine Produktion für Kinder. Diese wird allerdings von Erwachsenen auf die Bühne gebracht, da sich niemand fand, der das Kindertheater von Margit Söllradl übernehmen wollte. Die Amateurtheater-Schauspielerin hat an über 30 Produktionen mitgewirkt – und das in mehreren Funktionen: Als Regisseurin, Maskenbildnerin, Dramaturgin war sie oft auch hinter der Bühne aktiv.
Ehrenamt hat mit Steigerung des Selbstwerts zu tun
Bei Amateur-Theatergruppen passiert die Arbeit natürlich ehrenamtlich. Oft mangelt es an Geld und Leuten, daher müssen diejenigen, die bei einer Sache mitmachen, viel Zeit investieren und sehr vielseitig sein. „Ehrenamt und Blödheit liegen knapp beieinander“, sieht Söllradl ihr jahrelanges Engagement durchaus mit kritischen Augen. „Früher hab ich darüber nicht nachgedacht, wie viele Stunden ich ehrenamtlich in der Pfarre, in der Bücherei, für die Theatergruppe gearbeitet habe. Oft frage ich mich heute schon: Kann ich mir das überhaupt leisten?“ Für ihre Theatergruppe in Altenberg arbeitet sie selbstverständlich ehrenamtlich: Sie spielt, macht Regie und leitet dort „Theaterwerkstätten für Erwachsene“, bietet Sprechtechnik und Schauspieltraining an. Ehrenamt – das hat für Söllradl zudem etwas mit Steigerung des Selbstwerts zu tun. „Man lebt auch vom Lob. Irgendeinen Gewinn muss man daraus persönlich ziehen“, ist Söllradl überzeugt.
Faszination Theater
„Du bist, was du spielst“ – dies trifft besonders in einem kleinen Ort zu, in dem einer den anderen noch kennt. Da ist es eine zusätzliche Herausforderung, in einer Rolle ganz aufzugehen. Ob sie den „Tod“ in Totentanz spielt oder Maria Adler in „Kein schöner Land“: Ernsthaftigkeit ist auf der Bühne gefragt. „Egal, ob man etwas dafür bezahlt bekommt oder nicht“, erklärt Söll-radl, der man ihre Spielfreude und Begeisterung ansieht. Theater ist für Söllradl das „direkteste Transportmittel“, der Mensch aus Fleisch, Blut und Tränen steht auf der Bühne. In der Theatergruppe Altenberg fasziniert es sie besonders, wenn vom Totengräber bis zum Schuldirektor alle miteinander auf der Bühne sind und die Freude über das gelungene Produkt in den Gesichtern der Schauspieler/innen abzulesen ist. „Der Wert der Theatergruppe besteht auch darin, dass man ein gemeinsames Ziel vor Augen hat. Das Miteinander- Theaterspielen prägt das soziale Umfeld in einem Ort“, weiß Söll-radl aus langjähriger Theater-Erfahrung.