Oswald Strobl aus Strass im Zillertal leitet jeden Sommer ein Ferienlager für behinderte Menschen in der Schweiz.
Als er seinen Kollegen von der Autobahngendarmerie Wiesing erstmals davon erzählte, haben sie ihn gefragt: „Was bekommst du dafür bezahlt?“ Oswald Strobl stellte eine Gegenfrage: „Kann man nicht etwas auch umsonst tun?“Der Gendarmerie-Inspektor aus Strass tut viel „umsonst“. Seit 1991 fährt er Sommer für Sommer mit behinderten Menschen auf Urlaub. In Richterswil am Zürichsee wird der Tiroler Urlaubsgesellschaft jedes Jahr ein herzlicher Empfang bereitet. Strobls Schützlinge dürfen kostenlos baden. Und die Kollegen von der Kantonspolizei laden zu einer Spritztour mit dem Polizeiboot ein.Ein Aufruf in der Kirchenzeitung gab den Anstoß. Die Caritas suchte Betreuer für ein Ferienlager für Menschen mit Behinderung. Der Vater von drei gesunden Kindern meldete sich spontan. „Da kann ich etwas Gutes tun und den Menschen Freude bereiten.“
Ins kalte Wasser geworfen
Er wurde gleich ins kalte Wasser geworfen: mit 34 Kindern fuhr er ins Sommerlager nach Lignano. „Ich hab’ ja überhaupt keinen Tau gehabt und bei Null angefangen“, erinnert er sich. Dennoch hat ihm die Sache großen Spaß bereitet. Später hat er zwei Kurse besucht, um Einblick in die Arbeit mit behinderten Menschen zu erhalten. Im Jahr darauf übersiedelte das Ferienlager in die Schweiz. Dort ist Strobl im Sommerlager für etwa 18 zum Teil schwerstbehinderte Menschen verantwortlich. Zwei Wochen, die selbst für den robusten Gendarmen eine Herausforderung sind. Oft findet er nur vier Stunden Schlaf. „Urlaub haben schließlich die Teilnehmer, nicht ich“, sagt er. Gemeinsam mit andere Betreuern sorgt Strobl für ein unvergessliches Erlebnis. Spiele, Schwimmen, Spaziergänge, Bootfahrten sieht das Ferienprogramm unter anderem vor. Den Gendarmen verbindet eine innige Beziehung zu den behinderten Menschen. Auch während des Jahres stattet er ihnen einen Besuch ab, wenn er in ihre Nähe kommt. Daheim stapeln sich die Briefe, in denen sich die UrlauberInnen bei ihrem „Ossi“ bedanken. „Lieber Ossi. Ich denke an dich. Nächs- tes Jahr fährst du wieder mit und ich fahre auch wieder mit in die Schweiz“, hat eine junge Frau geschrieben. „Menschen mit Behinderung sind oft dankbarer als andere“, weiß Oswald Strobl. Wer mit ihnen auf Urlaubslager fährt, kommt anders zurück. Zufriedener und dankbarer.
Dienstag ist dienstfrei
Der Dienstag ist Oswald Strobl heilig. Da hat er dienstfrei. Es ist jener Tag, an dem er mit behinderten Kindern Schwimmen geht. Vor elf Jahren hat er mit den Schwimmkursen begonnen. Damals fuhr er mit drei Kindern aus Nachbargemeinden einmal in der Woche nach Innsbruck. Jetzt führt er die Kurse im nahe gelegenen Caritas-Zentrum in Uderns durch. Um 8.30 Uhr beginnt das Schwimmtraining für die Kinder vom heilpädagogischen Kindergarten. Um 10 Uhr machen die Kinder den Senioren Platz.
Vom Umfeld unterstützt
In seiner unermüdlichen Einsatzbereitschaft kann Oswald Strobl auf die Unterstützung seiner Umwelt bauen, allen voran seine Frau. „Ohne ihre Zustimmung könnte ich das nicht machen“, weiß er. Denn: Strobl spielt auch die Basstuba in der Musikkapelle, singt im Kirchenchor und ist im Sozialsprengel aktiv. Den größten Stress bekommt er regelmäßig im Dezember. Da geht er mit Freunden als „Anklöpfler“ durch Strass. Gesammelte Spenden, ungefähr 40.000 Schilling, spendieren die Sänger der Aktion „Bruder und Schwester in Not“. Auch die Kollegenschaft berücksichtigt seine freiwillige Tätigkeit. Der Dienstplan wird so gestaltet, dass am Dienstag vormittag Zeit zum Schwimmen bleibt. Der Urlaubsplan nimmt Rücksicht auf das Ferienlager im Sommer. Besonders gefreut hat sich der Gendarm, als ihm seine Kollegen einen Duschrollstuhl für das Ferienlager geschenkt haben. Ermüdungserscheinungen zeigt Oswald Strobl nach dem elften Lager keine. Und das, obwohl die Lagervorbereitung im Februar beginnt und im Herbst noch ein Abschlussfest über die Bühne geht.Der Andrang zum Lager in Richterswil ist groß. „Ein zweites wäre sofort ausgebucht“, weiß Strobl. Ob er auch ein weiteres Lager leiten würde, hat man ihn bereits gefragt. „Darüber reden wir, wenn ich in Pension bin."