Ausgabe: 2001/34, Kopf der Woche, Nazareth, Jerusalem, Jesu, Christen, Palästinenser,
21.08.2001
- Walter Achleitner
Zum weltweiten Gebet für den Frieden im Heiligen Land rufen die Kirchen in Jerusalem auf. Der Palästinenser Michel Sabbah wirbt um Interesse für die Christen in der Heimat Jesu.
Den arabischen Christen im Heiligen Land ist er ein „nationaler Held“. Denn der 68-jährige Michel Assad Sabbah vertritt ihre Träume und Hoffnungen. Immerhin ist der Sohn aus Nazareth der erste Palästinenser, der 1987 lateinischer (römisch-katholischer) Patriarch von Jerusalem geworden ist. Seither haben seine unzweideutigen Worte und Aktionen das 1847 wieder errichtete Patriarchat sowohl ökumenisch als auch politisch profiliert. So ist es heute möglich, dass noch bis 28. August täglich um 18 Uhr abwechselnd in einer der 13 christlichen Kirchen Jerusalems ein Friedensgebet stattfindet. Und noch vor einem Jahr formulierte er mit den beiden weiteren Patriarchen der Heiligen Stadt ihre Erwartungen an den Nahost-Gipfel in Camp David. Sabbahs Kritiker behaupten, vor allem in Israel, er spiegle die Positionen Arafats und er sei ein Erzbischof, der „Politiker sein will“.
„Hört auf, die Palästinenser – Christen oder Muslime – als Terroristen zu betrachten oder als Menschen, die hassen und töten“, schreibt Sabbah in seinem letzten Hirtenbrief. Überhaupt will der arabische Sprachwissenschafter, 1973 promovierte Sabbah an der Pariser Sorbonne, für sein Volk mehr internationale Aufmerksamkeit. Denn im innersten seines Herzens ist er schwer enttäuscht von Europa und den USA. Schließlich ist „Jerusalem jener Ort, wo für jeden Christen alles seinen Anfang genommen hat.“