Franz Gütlbauer ist Obmann der Katholischen Männerbewegung
Ausgabe: 2001/35, Franz Gütlbauer, Männerbewegung, Diözesanobmann, KMB, Männer,
28.08.2001
- Josef Wallner
Katholische Frauenbewegung, Männerbewegung, Arbeitnehmer/innenbewegung, Jugend, Jungschar, Akademikerverband – tausende Frauen, Männer und Jugendliche arbeiten ehrenamtlich in der Katholischen Aktion mit. Der Rechtsanwalt Dr. Franz Gütlbauer ist einer von ihnen.
Natürlich wurde er von „seinesgleichen“ belächelt, als bekannt wurde, dass er der Katholischen Männerbewegung angehört, erzählt Dr. Franz Gütlbauer. Das war damals Mitte der 70er Jahre: so mancher Kollege verstand nicht, warum sich der junge Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Wels gerade in der Kirche engagierte. „Du mit deiner Kirche“ – diesen Satz mit unüberhörbar spöttischem Unterton bekam er häufig zu hören, aber keine Sekunde – versichert Gütlbauer schmunzelnd – hat ihn der Spott berührt. Denn damals wie heute gestaltet er mit Freude die Katholische Männerbewegung (KMB) der Diözese Linz mit.
Von Kindheit an vertraut
Die KMB ist Gütlbauer von Kindheit an vertraut. Er erinnert sich, wie sein Vater, ein Buchdrucker, 1958 erstmals die Aktion „Flores“ durchführte: jene KMB-Initiative für die Mission, aus der die Aktion „Bruder in Not“ und später die Aktion „Sei So Frei“ hervorgegangen ist. Als die Familie an den Stadtrand von Wels übersiedelte, baute Gütlbauers Vater gemeinsam mit Freunden in der neuen Pfarre eine KMB-Runde auf. Gerne ist auch der Sohn nach dem Sonntagsgottesdienst zum KMB-Stammtisch gegangen und hielt ab und zu vor den Männern ein Referat. Solch einen engagierten jungen Mann ließ sich die Führungsspitze der Männerbewegung nicht durch die Lappen gehen und nahm ihn 1975 kurzerhand in das Leitungsgremium der Diözese auf, seit 1985 ist er Obmann der KMB in der Diözese Linz.
Gegenpole
Gütlbauer gibt sich keiner Illusion hin: sein Beruf, der in die Welt der Wirtschaft, des Geldes und der Macht führt, ist ein Gegenpol zur Welt des Glaubens. Aber umso wichtiger ist für ihn die Verbindung beider Bereiche. „Dort, wo man in der Gesellschaft steht, den christlichen Standpunkt zu vertreten“, hat er sich zur Maxime gemacht. Und dazu braucht es Gleichgesinnte. In der Diözese Linz zählt die KMB 23.000 Mitglieder. Die Pfarrgruppen in Schwung zu halten und den Mitgliedern Impulse für ihr Leben aus dem Glauben zu geben, ist Aufgabe der Leitung der KMB. „Das ist unser Beitrag, dass die Kirche in Bewegung bleibt. Denn eine starre Kirche und ein Glaube, der das Leben einengt, helfen keinem Menschen“, so der Diözesanobmann: „Wir treten für eine christliche Weite und Offenheit in Kirche und Gesellschaft ein.“
Anwalt der Männer
Gütlbauer möchte nicht nur Rechtsanwalt sein, sondern auch Anwalt der Männer. Er versteht die KMB als Bindeglied zur Kirchenleitung. Die Situation der Männer, die Spannung zwischen Beruf und Familie – all das soll in der Amtskirche Beachtung finden. Und auch in der Gesellschaft.Von den Männertagen in den Pfarren über die Dekanatstreffen bis zu Diözesanleitung, Diözesanausschuss und Diözesantag: für einen Außenstehenden ist das ein undurchschaubares Strukturknäuel, für die KMB aber ein Grundprinzip. Man möchte möglichst viele Mitglieder an den Entscheidungen beteiligen. Das verlangt Zeit. Und vom Diözesanobmann, der in allen Gremien vertreten ist, sogar sehr viel Zeit. Wöchentlich an die zehn Stunden ist Gütlbauer für „seine“ KMB unterwegs. Das Tennisspielen hat er schon vor Jahren aufgegeben. Bewunderung wegen seines Einsatzes wehrt er aber ab: „Ich bekomme sehr viel zurück, vor allem die Begegnung mit interessanten Menschen.“
„Mann“-Bewusstsein
Die KMB habe ihm zu einem neuen „Mann“-Bewusstsein verholfen und die Dritte-Welt-Aktion der KMB, die Aktion „Sei So Frei“, seinen Horizont erweitert. Vor zwei Jahren besuchte er zum ersten Mal Länder der „Dritten Welt“ und konnte sich vor Ort von der Notwendigkeit der Hilfe durch die KMB überzeugen. Voll von Eindrücken kam er aus Guatemala und Nicaragua zurück, wo noch die Verwüstungen des Hurricans „Mitch“ zu sehen waren. Die Erfahrung dieser Reise hat er inzwischen in vielen Gruppen weitergegeben – auch im Kreis seiner Berufskollegen und in dem Serviceklub, dem er angehört. Dort, wo er vor fünfundzwanzig Jahren belächelt wurde, ist er längst zum geschätzten „Verbindungsmann“ zur Kirche geworden.