Ausgabe: 2001/36, Ellbogen, ÖGB, Betriebsrat, Gewerkschaft, Post
06.09.2001
- Hans Baumgartner
Die oberste „kirchliche“ Gewerkschafterin, Christa Ellbogen, ist aus mehreren Gründen verärgert und empört.
Was sich die obersten Postbetriebsräte mit den geplanten Gehaltssprüngen geleistet haben, ist für die Gewerkschafterin Christa Ellbogen ein Skandal. „In einem Betrieb, in dem so massive Umstrukturierungen und Personalmaßnahmen bevorstehen, müssten bei einem Betriebsrat schon die Alarmglocken läuten, wenn ihm der Arbeitgeber ,nur‘ 20 Prozent (nicht 80!) mehr Gehalt anböte. Schon da würde ich die Gefahr der Korrumpierbarkeit sehen.“
Ellbogen empfindet es aber auch als Skandal, wie durch manche Politiker und Medien die – meist ehrenamtliche – Arbeit Tausender Betriebsräte und Gewerkschafter, die sich für ihre Leute die Füße ausreißen, madig gemacht wird. Und sie ärgert, wie für das krasse Fehlverhalten einiger die ganze Gewerkschaftsbewegung angeschüttet wird.
Länger als ein Vierteljahrhundert ist Christa Ellbogen als Betriebsrätin tätig; mehr als 20 Jahre davon neben ihrem Job als Leiterin der Studienstelle für Kinder- und Jugendliteratur. „Das ging nicht selten an die Grenze der Leistungsfähigkeit“, sagt sie. Erst vor vier Jahren nahm sie die ihr als Zentralbetriebsrätin der Erzdiözese Wien zustehende Freistellung in Anspruch – auch deshalb, „weil der Sparkurs in der Kirche sozial verträglich zu gestalten ist“. Dieses Anliegen verfolgt sie auch als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Dienstnehmervertretungen Österreichs. Sozial „geimpft“ wurde Ellbogen in der KAJ. Seit dieser Zeit ist es ihr ein Anliegen, die Werte der katholischen Soziallehre (Solidarität, Gemeinwohl …) mit Leben zu erfüllen.