Er ist nicht zimperlich, wenn er den Mächtigen auf die Zehen steigt. Aber „das war Jesus auch nicht, wenn er Solidarität und Menschenwürde einforderte“, meint Michael Chalupka.
Als Direktor der „Diakonie“ dirigiert Michael Chalupka (41) das nach der Caritas zweitgrößte kirchliche Hilfswerk in Österreich. Neben den beiden evangelischen Kirchen A. B. und H. B. dient die „Diakonie“ auch den Altkatholiken, den Methodisten und Baptisten als Dach für ihre organisierte Sozialarbeit.
Als Vertreter dieser Kirchen ist Chalupka auch Mitglied der fünfköpfigen Arbeitsgruppe, die im Auftrag des Ökumenischen Rates das Projekt „Sozialwort“ vorantreibt. Nach der ersten Phase, der Bestandsaufnahme, ist er beeindruckt von der Fülle und Buntheit des sozialen Engagements in allen Kirchen. „Dazu“, so Chalupka, „kommt, dass viele östliche Kirchen (Kopten, Armenier u. a. ) als Betroffene sprechen. Ihre Gemeinden bestehen oft zum Großteil aus Migranten. Man kann gar nicht hoch genug schätzen, was diese kleinen Kirchen an konkreter Integrations arbeit und Hilfe leisten.“
Eindeutig sind für Chalupka die Erwartungen an die Kirchen: „Die Leute wollen nicht nur konkrete Hilfe, sie fordern auch, dass sich die Kirchen entschiedener öffentlich einmischen, wenn es um Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit geht.“ Nachdenklich stimmt den gelernten Pfarrer Chalupka, dass sozial engagierte Christen das Gefühl haben, sie würden immer weniger. „Das stimmt so nicht, zeigt aber, dass sie sich von den wachsenden sozialen Problemen überfordert fühlen. Für die Kirchen heißt das, dass sie sich mehr um ihre Aktivisten kümmern müssten.“
„Zu den markantesten politischen Anliegen aus dem Sozialbericht zählt für mich die Forderung, dass alle Gesetze verbindlich auf ihre sozialen Auswirkungen hin geprüft werden sollen.“