Dr. Mesrob K. Krikorian, Erzbischof der armenisch-apostolischen Kirche
Ausgabe: 2001/38, Krikorian, Kopf der Woche, Armenien
18.09.2001
- Hans Baumgartner
Er ist Pfarrer, Ausländerberater, Ökumene-Experte und Bischof in einem, Mesrob Krikorian.
„Aus einem Urlaubsflirt ist eine alte Ehe geworden.“ So beschreibt der Erzbischof der armenisch-apostolischen Kirche sein Verhältnis zu Wien und Österreich. Geboren ist der 69-Jährige in Syrien. Mit 14 Jahren kam er als Seminarist in den Libanon. Während seines Doktoratsstudiums als Stipendiat in London kam er 1959 erstmals nach Wien, um in den Ferien im armenisch-katholischen Mechitaristenkloster alte Bücher zu studieren. „Da hat mich die Gemeinde kennengelernt und gesagt, bleib da! Sie hatten damals seit einem Jahr keinen Seelsorger. Ich wollte aber mein Studium fertigmachen. Da haben sie einfach drei Jahre auf mich gewartet. Als ich 1962 dann nach Wien gekommen bin, wollte ich höchstens drei bis vier Jahre bleiben. Daraus wurden 40 Jahre.“ 1980 wurde der Pfarrer für die 3500 Armenier in Österreich zum Patriachal Delegaten für Mitteleuropa und Schweden ernannt; 1986 wurde Krikorian zum Bischof geweiht und 1992 zum Erzbischof ernannt. Vor allem aber sieht sich Krikorian als Pfarrer an der 1968 errichteten Wiener St. Hripsime-Kirche. Dort hat er seine Gemeinde mit einem äußerst regen Sozial- und Vereinsleben, dort kümmert er sich persönlich um die Probleme von auswanderungswilligen Armeniern. In den letzten Jahren kamen Tausende aus dem Iran nach Wien, um nach Amerika oder Kanada weiterzureisen. Einen Namen hat sich Krikorian als Ökumeniker gemacht. 1971 leitete er gemeinsam mit Otto Mauer eine Pro-Oriente-Tagung. Dabei wurde die „Wiener christologische Formel“ formuliert. Sie gilt bis heute als Meilenstein für die Verständigung zwischen der katholischen und den altorientalischen Kirchen über das rechte Christus-Verständnis.