Ausgabe: 2001/40, Kirche, Gruber, Dogmatik, Theologie, Kath. Theologische Privatuniversität, Linz
02.10.2001
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Dr. Franz Gruber ist Professor für Dogmatik und ökumenische Theologie in Linz. Zur Eröffnung des Studienjahres der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz am 1. Oktober 2001 hielt Prof. Gruber seine Antritts-vorlesung.
„Dogmatisch“ meint in der Umgangssprache starr und unflexibel. Warum muss das Fach Dogmatik, die systematische Lehre vom Glauben, für eine solche Bezeichnung herhalten? Dogmatik versucht den Glauben in ein System zu bringen und als definitive Wahrheit zu beschreiben. Wenn sie dabei die Glaubenssätze nicht begründet, sondern bloß vorschreibt, dann steht Dogmatik tatsächlich für verknöchert und unflexibel.
Was ist die Aufgabe der Dogmatik? Die Dogmatik hat die „Artikel des Glaubens“ angesichts der Herausforderungen der heutigen Zeit zu formulieren. Sie ist gleichsam das Skelett, das dem Glauben Halt und Stütze gibt. Um die Knochen herum kann sich Muskelkraft entwickeln. Dogmatik hält den Glauben aber auch lebendig. Ich knüpfe an den Begriff „Artikel“an, der übersetzt Gelenk heisst. Ein Skelett ohne Gelenke wäre zu nichts nutz. Eine weltoffene Dogmatik ermöglicht, dass Glaube und Kirche – im Bild gesprochen – nicht verknöchern, sondern gelenkig und im Gespräch mit fragenden Menschen bleiben.