Der Papst und sein Sprecher – Kommentar von Walter Achleitner
Ausgabe: 2001/41, Kommentar, Papst, Sprecher, Navarro-Vals, US, Krieg, Angriff, Kabul
09.10.2001
- Walter Achleitner
Quasi die Notbremse gezogen hat die Vatikanzeitung noch bevor die Bomben auf Kabul gefallen sind. Alle Zitate zur aktuellen päpstlichen Friedensposition wurden veröffentlicht. Notwendig geworden war das, nachdem Johannes Paul II., sein Sprecher Navarro-Vals und US-Kardinäle sich seit dem 11. September in seltener Uneinigkeit geäußert hatten. Dem radikalen Pazifismus des Papstes – er hat den Golfkrieg ebenso abgelehnt wie Nato-Bomben auf Belgrad – stand Navarros Verständnis für die „Selbstverteidigung“ gegenüber. Dass daraus die Top-Meldung wurde: „Papst gibt grünes Licht für US-Angriffe“, ist besorgniserregend. Denn plötzlich schien nicht mehr der Papst, sondern der Vatikansprecher in einer entscheidenden ethischen Frage tonangebend zu sein.