Leitartikel von Hans Baumgartner, Kirchenzeitungs-Kooperationsredaktion
Ausgabe: 2001/41, Bomben, USA, Tomahawks, Krieg, Serbien, Laden, Afghanistan
09.10.2001
- Hans Baumgartner
Seit Sonntag fliegen die Langstreckenbomber und Tomahawks. Getroffen werden sollen die terroristischen Ausbildungslager in Afghanistan und die Militär- und Kommunikationsstrukturen der Taliban. Von der Zahl der zivilen Opfer spricht man am liebsten gar nicht. Auch nicht in Europa, wo kritische Stimmen gegen eine Militäraktion schon im Vorfeld als illusionistische Realitätsverweigerer abgestempelt wurden. Das war auch so bei der Aktion „Wüstensturm“ gegen den Irak und beim Krieg gegen Serbien.
In all diesen Fällen steht die Welt vor der Frage, wie sie mit Regimen umgehen soll, die sich keinen Deut um Menschenrechte und Völkerrecht kümmern. Macht sich die demokratische Wertegemeinschaft nicht schuldig, wenn sie der Unterjochung souveräner Länder, Massakern und Vertreibungen oder den Drahtziehern des Terrors nicht entschlossen entgegentritt? Sie würde sich schuldig machen.
Aber wie im privaten Bereich die „gesunde Watschn“ möglicherweise die rascheste, aber sicherlich nicht die beste Möglichkeit ist, um jemanden auf seine Grenzen und Bosheiten hinzuweisen, so sind auch Militärschläge ein äußerst fragwürdiges Instrument, um Gerechtigkeit und Menschenwürde zu sichern. Bomben töten nicht nur unschuldiges Leben, sondern auch die Chance zu einem – noch so mühevollen – Dialog. Die USA wollten mit den Taliban keinen Dialog, sondern das Diktat des moralisch und militärisch Überlegenen. Das „Ausschöpfen aller anderen Möglichkeiten“ (christl. Lehre) sieht anders aus. Oder geht es hier doch auch um Vergeltung!?
Wo Bomben fallen, stirbt auch die Chance zum Dialog.