Drei Monate in einer fremden Familie leben – für Sara war dieses Abenteuer ein voller Erfolg.
„Pfeift!“ Die beiden Mädchen sind sich über eine Sache einig. Vor drei Monaten hätte Sara sicher nicht gewusst, was Angela mit diesem Wort sagen möchte. Sie lernt zwar Deutsch in ihrer Schule in Italien, aber der Dialekt und verschiedene Ausdrucksweisen waren ihr doch fremd, als sie im September zur Familie Pernsteiner in Lacken gekommen war.
Sara war als Austauschschülerin in Oberösterreich. Sie lebte für drei Monate bei einer Famlie im Mühlviertel und hat in Linz die siebte Klasse eines Gymnasium besucht. Sie wollte eine Zeit in einem deutschsprachigen Land verbringen, um die gelernte Sprache zu verbessern. Wie es ihr mit dem Dialekt gegangen ist? „Mah,“ ruft sie auf diese Frage, „das war wirklich schwierig. Das ist eine andere Sprache!“ Am Ende ihres Aufenthalts kann sie fast alles verstehen. Die Zeit war für sie trotzdem zu kurz. „Drei Monate sind ein bisschen zu wenig, um eine starke Freundschaft zu bilden“, sagt sie rückblickend. In der ersten Zeit war es in der Klasse nicht leicht, Freundschaften zu schließen, außerdem war sie selber zu sehr mit Freundinnen und Freunden zu Hause verbunden, mit denen sie per E-Mail regen Kontakt gehalten hat.
Vor dem Austausch hat Sara eine genaue Beschreibung von sich verfassen müssen, genauso Familie Pernsteiner. Organisiert hat den Austausch AFS (Austauschprogramm für interkulturelles Lernen). Gastfamilien und -kinder werden nach der Beschreibung zugeordnet. Bei Sara Pratissoli und Familie Pernsteiner hat das offenbar perfekt funktioniert. „Besser könnte die Wahl nicht sein“, erzählt auch Veronika Pernsteiner, die Gastmutter von Sara.
Bevor sie ins Mühlviertel kam, hat Sara in Graz noch Verhaltensregeln für Österreich gelernt – von Plastik-Kuh-Melken bis Walzer-Tanzen. An einem Donnerstag ist sie nach Lacken gekommen, am folgenden Samstag hat sie bei einer Hochzeit schon mit dem Opa der Familie Walzer getanzt! Mit ihrer Gastschwester Angela hat Sara einen Hip-Hop-Tanzkurs besucht und mit dem 17-jährigen „Bruder“ Christoph hat sie viel diskutiert. „Es ist super gewesen mit den Geschwistern“, so Sara, die eigentlich Einzelkind ist. Sie gibt zu, dass sie davor ein bisschen Angst gehabt hat.Was sie zu Hause als Erstes erzählen wird? „Sicher von meiner Gastfamilie“, sagt Sara, „und dann von den Hausschuhen in der Schule.“ Eine echte Sensation für Sara. In Italien würde auch nie ein Gast seine Schuhe ausziehen und statt dessen Hausschlapfen bekommen. Sie war auch gespannt darauf, wie ihr „Bruder“ Christoph am Sonntag in den Gottesdienst kommen würde, wenn er am Samstag in die Disco geht. Zu Hause gibt es um 11 Uhr einen Gottesdienst. Sara ist in ihrer Heimatpfarre bei der Jungschar engagiert.
Inzwischen ist sie wieder bei ihren Eltern. Aber spätestens im Frühling wird es ein Wiedersehen mit ihrer Gastfamilie geben – da ist in Lacken ein Gastkonzert geplant mit dem Kirchenchor von Bagnolo in Piano, wo auch Sara mitsingt. Und im Sommer wird sie wohl auch nach Lacken kommen (siehe S. 19).