Was in den USA als unmöglich gilt, hat dort die katholische Kirche geschafft: Die Bischöfe wählten mit Wilton D. Gregory zum ersten Mal einen Afro-Amerikaner zum Präsidenten.
„Wir können uns freuen über dieses Ereignis, aber nicht daraus schließen, dass der Kampf gegen Rassismus vorüber ist. Denn er ist nicht vorbei!“ Wilton D. Gregory stellt gleich bei der ersten Pressekonferenz seine Wahl zum Präsidenten der US-Bischofskonferenz ins richtige Licht. Dabei gilt der Wahlausgang im Hyatt Regency Hotel in Washington nicht als die Überraschung. Denn seit 1998 war der Bischof von Belleville (Illinois) bereits Vizepräsident und deshalb aussichtsreichster Kandidat. Dennoch ist es historisch eine Sensation, dass als Angehöriger einer Minderheit – elf von rund 300 Bischöfen sind Afro-Amerikaner – die Mehrheit für ihn votierte. Und damit war eine weitere Premiere verbunden: er ist kein „geborener“ Katholik in dieser Funktion.Am 7. Dezember 1947 als Sohn einer Arbeiterfamilie aus Chicago geboren, ließ sich Gregory erst zwei Jahre vor Eintritt ins Priesterseminar taufen. Kurz nach dem 36. Geburtstag wurde der in Rom ausgebildete Liturgiewissenschafter bereits Weihbischof von Kardinal Bernardin. Von 1990 an Vorsitzender der Liturgiekommission, verantwortete er Arbeitsvorlagen, die zu teils kontroversen Diskussionen geführt haben. Seine heutige Diözese übernahm Gregory 1993, auf dem Höhepunkt eines Skandals um sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester. Mit seiner offenen und ehrlichen Art gelang es ihm, die verlorengegangene Glaubwürdigkeit zurückzuerobern.