Jakob Pramhas (links) mit Inge Mandl-Edlmann und Alfred Gansinger auf einer Bergtour im Jahre 1946.
Die Nationalsozialisten machten treuen Kirchenleuten den Alltag schwer. Diese stärkten einander vielfach in Gemeinschaften, die von charismatischen Geistlichen geführt waren. Einer von ihnen war Kaplan Jakob Pramhas in Ried/I.
Der 1911 in Unterweißenbach geborene Jakob Pramhas wurde 1937 zum Priester geweiht. 1940 bis 1946 war in Ried. Er sammelte um sich viele Jugendliche. Das Schicksal verschlug manche von ihnen nach Ried, weil das Petrinum und viele Stiftsgymnasien von den Nationalsozialisten aufgelöst worden waren. Ried war eines der wenigen „offenen“ humanistischen Gymnasien.
„Pramhas-Jünger“
Viele dieser nach Ried verschlagenen jungen Leute waren auf dem Weg, Priester zu werden. Etwa der nachmalige Erzbischof Alois Wagner, Kreisdechant Alois Heinzl (Kopfing), Katechetik-Professor Dr. Franz Huemer, der Salesianer-Provinzial P. Norbert Schachinger. Auch der Rieder und spätere Pfarrer von Pabneukirchen Otto Ransmayr, gehörte zum Pramhas-Kreis.
Weiße Fahne am Kirchturm
Die Rolle von Jakob Pramhas in der NS-Zeit geht aus einem Artikel hervor, den einer seiner „Jünger“, der Rieder Rechtsanwalt i. R. Dr. Hans Dallinger, im „Bundschuh“ Nr. 4/2001 schrieb. Pramhas war mit dabei, als Hans Diermayr und Hans Dallinger sowie Berta Trauner und Irmgard Pühringer am 3. Mai 1945 vor den heranrückenden Amerikanern in einer wagemutigen Aktion die weiße Fahne auf dem Rieder Kirchturm hissten.
Gottfried Gansinger, dessen bald nach dem Krieg (an den Folgen seines Strafpostens in den letzten Kriegsmonaten) verstorbener Bruder Alfred ebenfalls zum inneren Pramhas-Kern gehörte, trägt seit Jahren Informationen über Pramhas zusammen. Er und Hans Dallinger werden im Rahmen der Rieder Zeitgeschichte-Reihe einen Überblick über das Wirken Pramhas’ geben (Dienstag, 15. März, 20 Uhr, Bildungshaus St. Franziskus).
Bedrohter Alltag
Pramhas’ Wohnung wurde mehrmals durchsucht. Einige Male wurde er zur GESTAPO vorgeladen. Viele seiner Freunde waren ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt: Einer überlebte das KZ. Die „schwarze“ Familie Dallinger wurde aus der „Spinnstoffkartei“ gestrichen. Der spätere Direktor des Brucknerkonservatoriums Linz, Gerhard Dallinger, wurde 1943 vom Gymnasium verwiesen, weil er sich angeblich über die Kapitulation der Italiener (3. September 1943) gefreut hatte. Pramhas konnte auf Freunde zählen. Etwa auf den damaligen Pfarrer von Utzenaich, Georg Bachinger, der ihn, so schildert Gottfried Gansinger, wegen seiner Kontakte mehrmals rechzeitig warnen konnte. So wurde die GESTAPO bei Pramhas nie fündig. In den Glaubensstunden, die in der Sakristei gehalten wurden und an denen auch NS-Jugendliche teilnahmen, verhielt sich Pramhas vorsichtig. Niemals politisierte er dort. Dies tat er nur in sicheren Räumen und im engsten Kreis. Margot Mandel (aus dem Pramhas-Kreis) erinnert sich, dass sie einmal am Ziel einer Wanderung nochmals zu einem Spaziergang weggeschickt wurde. Pramhas, Wagner und Bachinger wollten offensichtlich ungestört etwas besprechen.
Im und nach dem Krieg
Jakob Pramhas wurde am 1. November 1941 Kaplan von St. Anna in Ried. Bischof Fließer hatte St. Anna wie 53 andere Seelsorgstellen auch zur Kaplanei und 14 weitere zu Kooperator- bzw. Pfarrexposituren erhoben. So wurden 68 „geschützte“ Posten geschaffen – die Priester mussten nicht einrücken. Pramhas brachte die Jugend in die Kirche und feierte damals schon nach Texten von Pius Parsch Liturgie in deutscher Sprache. Nach dem Krieg wirkte Pramhas noch an der Wiederaufnahme der Rieder Pfadfinder-Tätigkeit mit. Dann kam er nach Freistadt und Schärding. Sein Leben nahm einen tragischen Verlauf mit schweren Alkoholproblemen und schließlich einer Verurteilung wegen homosexueller Betätigung mit Erwachsenen. Er starb 1976. Freunde aus der Rieder Zeit, unter ihnen Erzbischof Wagner, haben ihn aber nie fallen gelassen!