Georg Kronthaler hatte im Juli 2007 geschafft, was bis dorthin als unmöglich galt: Einen Leichnam aus über 8000 Meter Höhe zu bergen. Bei dem Verstorbenen handelte es sich um seinen Bruder. Diese Woche erhielt Georg Kronthaler für seine Zivilcourage den deutschen Medienpreis der Fritz Roth Stiftung.
Georg Kronthaler erinnert sich zurück. „Unter Bergsteigern galt immer dieser Spruch, in großer Höhe von über 8000 Metern kann man keinem Menschen helfen und erst recht nicht jemanden bergen. Jene, die umkommen, bleiben dort liegen. Ich wollte das aber nicht so hinnehmen.“ Georg Kronthalers Bruder Markus ist im Juli 2006 am Broad Peak in Pakistan in 8047 Meter Höhe an Erschöpfung gestorben. „Man muss sich vorstellen, mein Bruder lag völlig frei direkt auf dem Weg zum Gipfel, wo die Leute vorbeigehen und Fotos machen, die sie dann auf Vorträgen oder im Internet präsentieren. Man bekommt sozusagen immer wieder ein Update, wie der Bruder da oben liegt. Das konnte ich nicht akzeptieren“, sagt der Tiroler Bergsteiger.
Perfektes Team
Der Alpinist war sich sicher, dass solch eine Bergung, die es zuvor noch nie gegeben hatte, möglich ist. Allerdings war dazu eine enorm aufwendige Vorbereitung notwendig und ein perfektes Team. Bei der gefährlichen Expedition im Juli 2007 mit dabei waren zwei befreundete Bergführer und sechs pakistanische Hochträger. „Ohne sie wäre das nicht gelungen. Wir mussten alles erst konzipieren, uns um Bergesäcke kümmern, uns überlegen, wie wir den Transport vornehmen. Mit dem Hubschrauber kann man dort oben niemanden bergen. Wir hatten Sauerstoff mit dabei und waren letztlich mit dem gesamten Bergungsmaterial sehr gut ausgerüstet“, erzählt der Bergführer. Das Konzept und die Strategie waren ganz klar: oberste Priorität galt der Sicherheit aller Beteiligten.
Heimgebracht
Die Expedition war extrem anspruchsvoll. „Gerade in solchen Höhen hat man nur mehr ein Viertel der Kraft, die man normalerweise am Boden hat. Und wenn man dann noch einen Körper mit 90 Kilo transportieren muss, ist das schwierig. Problematisch und gefährlich waren vor allem die Querungen und Tragepassagen. Die Bergung dauerte insgesamt sechs Tage. Schließlich brachte Georg Kronthaler seinen Bruder nach Österreich heim, wo er am Friedhof in Kufstein beigesetzt wurde. „Für meine Familie und mich war es so möglich geworden, Abschied von Markus zu nehmen und ihn gehen zu lassen.“
Fernsehpreis
Begleitet wurde die Expedition von einem deutschen Fernsehteam des Senders „ProSieben“. Die Dokumentation mit dem Titel: „Galileo Spezial: Grab in eisigen Höhen – Bergung aus der Todeszone“ gewann den Bayerischen Fernsehpreis.