Die „Flying Edies“ ernteten beim Symposion viel Applaus. Behinderte und nicht behinderte Menschen zeigen gemeinsam ihr akrobatisches Können.
Nicht mit einem Festakt zur Selbstbeweihräucherung, sondern mit einem Symposion über „Kirche – Glaube – Behinderung“ feierte die Kirchenzeitung ihren 60. Geburtstag. Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesellschaft eine Stimme zu geben, gehört zu den Markenzeichen der Kirchenzeitung.
„Ein großes Vorbild ist für mich Papst Johannes Paul II. geworden. Jahrelang hat er vom Rollstuhl aus die Kirche geleitet. Behinderte Menschen sollten in der Kirche mehr Platz bekommen“, meint Rosalia Hasibether aus Linz. Die Mutter von drei Kindern weiß, wovon sie spricht. Mit fünfzehn Jahren hatte sie beide Beine verloren – am Heimweg von der Schule. Sie war spät dran und hatte viel Gepäck. Unbedingt wollte sie den Zug noch erreichen. Sie sprang dabei so unglücklich auf einen anfahrenden Zug, dass sie unter einen Waggon rutschte. Was dieser Schicksalsschlag für eine Jugendliche bedeutet, ist für Außenstehende nicht nachzuvollziehen: der Traum von Freiheit, unbeschwertem Leben und Partnerschaft – alles innerhalb weniger Sekunden zerstört.
Ja zu sich selber sagen
Wenn Rosalia Hasibether heute – beinahe dreißig Jahre nach dem Unfall – über ihr Leben spricht, schwingt keine Bitterkeit mit. Familie und Beruf füllen sie aus und fordern sie ganz. Und kein Funke Zweifel kam bei den Teilnehmer/innen des KIZ-Symposions auf, als sie resümierte: „Ich brauche nicht meine Füße zum Glücklich- sein.“ Von der Kirche wünscht sie sich, dass mehr Platz für behinderte Menschen als Mitarbeiter/innen geschaffen wird. Im Haus der Frau (Linz) leitet Hasibether einen Gesprächskreis für Frauen und Mädchen mit Behinderung.
Festfeier im Lentos
Die Kirchenzeitung richtete das Symposion gemeinsam mit dem Projekt „NO LIMITS“ von Edi Scheibl aus. Unterstützt wurde die Veranstaltung von Soziallandesrat Josef Ackerl. NO LIMITS setzt sich in den Bereichen „Bildung, Freizeit und konkrete Hilfe“ für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Von den rund zweihundert Teilnehmer/innen am Symposion waren etwa die Hälfte behinderte Menschen, von denen viele bereits vor dem Festakt in speziellen Führungen die Sammlung moderner Kunst besuchten. Edi Scheibl: „Behinderte Menschen brauchen in der heutigen Gesellschaft die Kirche stärker denn je, sie muss sich nur auf die richtige Seite schlagen.“
Wege ebnen
„Kirche um der Menschen willen“ lautete das Motto der Linzer Diözesansynode und ist auch ein Leitwort der Kirchenzeitung, betonte Willi Vieböck, Bischofsvikar und vom Bischof mit der Herausgabe der Kirchenzeitung beauftragt: „Die Kirchen wollen Menschen mit Behinderungen den Weg in die Gesellschaft ebnen. Auch die Kirchenzeitung trägt dazu bei und dafür danke ich.“
ZUR SACHE
Altbischof Aichern zur Aufgabe der KIZ
Wenige Monate nach Kriegsende ist am 28. Oktober 1945 die erste Ausgabe des „Linzer Kirchenblatts“ erschienen. Altbischof Maximilian Aichern würdigte beim Festakt zum 60-Jahr-Jubiläum im Linzer Lentos die Bedeutung der Kirchenzeitung. Im Folgenden Auszüge aus seiner Ansprache:
„Ich habe die Kirchenzeitung in den 23 Jahren, in denen ich Diözesanbischof von Linz war, immer mehr schätzen gelernt. Sie ist von der papierenen Kanzel zum Ort der Begegnung und zur Brücke zum Leben der Menschen geworden. Danke für die gute Zusammenarbeit zwischen Diözesanleitung und Pastoral. Es ist eine schöne Aufgabe Kommunikation zwischen den Gläubigen zu ermöglichen.
Der Bischof muss nicht hinter jedem Wort der Kirchenzeitung stehen, so wie er auch nicht hinter jedem Wort eines Pfarrers oder Pastoralassistenten stehen kann. Er muss sich aber darauf verlassen können, dass der Geist Jesu zur Sprache kommt. Ich danke der Kirchenzeitung dafür.
Die Kirchenzeitung arbeitet – im Geist des Evangeliums – für die Würde der Mitmenschen. Ich danke Euch dafür.“