Amal Bendak (links) mit ihren drei Kindern, der Schwiegermutter (2. von rechts), Caritas-Mitarbeiterin Naber. Foto: KIZ / Josef Wallner
Zu Recht verbinden Christen mit Bethlehem Weihnachtsfreude, die Zusage des Friedens und vermutlich auch schöne Erinnerungen an den Heiligen Abend im Kreis der Familie. Zu Recht haben zum Weihnachtsfest Gefühl und festliche Stimmung ihren Platz. Doch dabei dürfen wir nicht auf die Bewohner von Bethlehem im Jahr 2005 vergessen! Weihnachten lässt sich nicht mit dem Rücken zur Realität feiern. Und diese sieht für die Menschen in und rund um Bethlehem nicht rosig aus. Sie brauchen Hilfe, um überleben zu können.
Bethlehem: Caritas verhilft Familien zu menschenwürdigen Wohnungen
Amal heißt Hoffnung
Als die Familie Bendak zu Jahresbeginn 2005 in ihre Heimatstadt Bethlehem zurückkehrte, stand sie vor einem Scherbenhaufen: Amal und Saleh Bendak waren 1992 vor der israelischen Militärbesatzung geflohen. In Chiles Hauptstadt bauten sie sich eine neue Existenz auf. Doch sie gingen mit ihrer Boutique in Konkurs, dann wurde Ehemann Saleh schwer krank. Völlig mittellos sah die inzwischen fünfköpfige Familie ihren einzigen Ausweg in der Heimkehr.
Die Gassen hinter der Geburtskirche von Bethlehem sind schmal und verwinkelt, die Treppen hinauf in den Halbstock zur Eineinhalb- Zimmer-Wohnung von Familie Bendak ebenso. Doch die Hausfrau strahlt über das ganze Gesicht, als sie die Caritas-Mitarbeiterin Mervat Naber die Stufen hinaufführt: „Endlich einen eigenen Raum“, sagt die Mutter von drei halbwüchsigen Kindern und öffnet stolz die Tür in ihr neues Reich: In dem schlauchartigen Vorzimmer finden sich Küche und Dusche, den Wohnraum dominiert ein wuchtiges Doppelbett, es haben aber darin noch eine Sitzecke, ein Kasten und ein zusätzliches Bett Platz.
Wohnraum schafft Würde
Endlich hat die Familie wieder eine Bleibe gefunden, nachdem sie allesamt ein halbes Jahr einen Stock tiefer in der Zweizimmerwohnung der Mutter von Saleh mehr gehaust als gewohnt haben. Was in Österreich unzumutbar wäre, ist für Frau Amal ein Paradies. Dank der Caritas der Diözese Jerusalem. Sie hat die Umwandlung der Rumpelkammer in eine Wohnung finanziert. Die Familie hat noch einen weiten Weg zur Normalität: Die Kinder sprechen nur gebrochen Arabisch und hängen in der Schule. Noch mehr macht ihnen das Eingesperrtsein in der Stadt zu schaffen. Als Palästinenser dürfen sie Bethlehem nicht verlassen. „Keine Parks und vor allem keine Clubs, wo man sich treffen kann“, klagt die 16-jährige bildhübsche Marian.
TV-Gerät der einzige Freund
Die Caritas- Sozialarbeiterin Naber versteht die junge Frau: Besonders für Mädchen gibt es abends keine Möglichkeit zum Ausgehen. Da wird der Fernsehapparat oft zum einzigen Freund.“ Trotz aller Probleme geht es aufwärts. Saleh hat mit 1. November einen Teilzeitjob als Verkäufer gefunden, und auch die Kinder lassen sich nicht unterkriegen, sieht man ihren verschmitzen Gesichtern an. Und die Mutter Amal schon gar nicht. Denn ihr Name heißt aus dem Arabischen übersetzt „Hoffnung“.
So können Sie helfen
Die Initiative Christlicher Orient unterstützt gemeinsam mit der Kirchenzeitung die Renovierung von Wohnungen in der Region Bethlehem. Spenden erbeten an:
ICO – Herberge in Bethlehem
Kto. 36 40 42, HYPO Oberösterreich, BLZ 54000
AKTION
Herbergen in Betlehem
Die Weihnachtslieder, der Brauch des Herbergssuchens, die Krippenspiele, die Sternsinger – Bethlehem spielt in der Advent- und Weihnachtszeit eine zentrale Rolle. Die Geburt Jesu in Bethlehem gehört zu den großen Zusagen des Glaubens.
Ob Liturgie, Brauchtum oder Kommerz: Wer Bethlehem in den Mund nimmt, darf die Geburtsstadt Jesu in ihrer heutigen Lage nicht aus den Augen lassen. Eine Bethlehem-Rührseligkeit, ohne an die bedrängten Bewohner/innen zu denken, würde eine geistliche Ausbeutung der Stadt bedeuten.
Die Initiative Christlicher Orient und die KirchenZeitung rufen daher zur Hilfe für die Menschen in Bethlehem auf. Seit Ausbruch der „Intifada“ im Jahr 2000 ist die Armutsrate von 8 auf über 40 Prozent gestiegen. Die Caritas Jerusalem unterstützt daher kinderreiche Familien bei der Renovierung ihrer Häuser. Mit dem Projekt werden gesunde Wohnungen und kurzfristig auch Arbeitsplätze (60 Prozent Arbeitslosigkeit) geschaffen. Die Kosten für die Renovierung eines Hauses betragen durch-schnittlich 5.000 Euro und decken Planung, Baumaterial und Durchführung der Arbeiten ab.