Barbara Greinöcker (rechts) mit einer 21-Jährigen, die im Februar 2004 in den Kosovo zurückgekehrt ist, weil ihre Mutter erkrankte. Sie floh einst, weil ihr Vater sie verheiraten wollte. Als sie zurückkehrte, wurde sie von der eigenen Familie verstoßen. „Es gibt keinerlei Projekte für Mädchen und junge Frauen im Kosovo, die sich gegen die patriarchalen Familienstrukturen wehren und daher bedingungslos verstoßen werden“, lautet ein Befund der Caritas-Delegation.
Foto: Doris Mahr
Die Bedingungen sind schlecht: extrem beengte und desolate Wohnverhältnisse, hohe Arbeitslosigkeit, schlechte medizinische Versorgung ... Es mangelt auch an leistbarem Heizmaterial. Dennoch, so das Resümee nach einer Fahrt der Caritas-Rückkehrhilfe Linz in den Kosovo, sind drei Viertel der in den letzten drei Jahren in ihre Heimat Zurückgekehrten nachhaltig heimgekehrt.
ERNST GANSINGER
Seit 1998 gibt es in Österreich die Rückkehrhilfe für Menschen aus anderen Ländern, die bei uns eine bessere Zukunft erhofften. 5.000 Menschen haben seither, auch mit Unterstützung der Caritas, diese Hilfe in Anspruch genommen. Alleine in Oberösterreich sind es etwa 150 pro Jahr. Und es werden mehr.
Familien-Bindung
Mag.a Barbara Greinöcker, Koordinatorin der Flüchtlingsbetreuung der Caritas Linz, nennt vor allem drei Rückkehr-Motive: Die Situation zu Hause hat sich entschärft und der Wunsch, wieder bei der Familie zu sein, wiegt schwerer als mögliche Gefahren. Ein naher Angehöriger ist ernstlich krank, man möchte an seiner Seite sein. Oder das Heimweh ist zu stark, so geht man das Risiko ein, sich in Gefahr zu begeben. Daher – Österreich hat ja auch Interesse an der Rückkehr – haben die Rückkehr-Beratungseinrichtungen große Verantwortung. Die Caritas hinterfragt die Freiwilligkeit sehr genau. Es gibt auch Rückkehrberatung in der Schubhaft, diese obliegt allerdings nicht der Caritas.
Kosovo
Die Kosovaren sind seit längerer Zeit die größte Gruppe der Rückkehrer. Vor dem Wintereinbruch fuhr eine Delegation der Caritas-Rückkehrhilfe unter Leitung von Barbara Greinöcker in den Kosovo, um sich ein Bild von den Lebensumständen derer zu machen, die mit Caritas-Hilfe heimkehrten. Mitarbeiter der dort tätigen Mutter-Teresa-Vereinigung unterstützten die Linzer Delegation und forschten nach dem Verbleib von 26 Rückkehrer/innen. 16 von ihnen konnten besucht werden. Von sechs blieb der Aufenthalt unbekannt. Das Leben aller aber ist ähnlich wie jenes von Mesud: 1999 zerstörten die Serben das Elternhaus. Er flüchtete. Seit seiner Rückkehr in den Kosovo sucht er vergeblich Arbeit. Nur der Onkel, in dessen Haus zwölf Verwandte wohnen, hat ein Einkommen ... Viele träumen davon, in Österreich Arbeit zu bekommen, um ihrer Familie den Lebensunterhalt sichern zu können.
ZUR SACHE
Rückkehrhilfe
Die Rückkehrhilfe wird vom Europäischen Flüchtlingsfonds und vom Innenministerium kofinanziert. In acht Sprachen gibt die Caritas Linz ein Infoblatt für Rückkehr-Interessierte aus. Bei der Caritas beraten viele muttersprachliche Mitarbeiter/innen. Diskretion ist selbstverständlich.
Voraussetzungen
Das Infoblatt weist darauf hin, dass der Asylrückzug die wichtigste Bedingung ist. Die Kosten der Heimreise übernimmt das Innenministerium. Gültige Reisedokumente sind notwendig, was auch ein Heimreisezertifikat der betreffenden Botschaft sein kann. (Zu den Botschaften hält die Caritas regelmäßig Kontakt.) Eine Rückkehr ist durchschnittlich in drei Monaten möglich.
Kosten
Sie solten nicht im Vordergrund stehen. Dennoch sind Vergleiche aufschlussreich: Ein Rückkehrer kostet ca. 850 Euro. Drei Monate Grundversorgung von Asylwerbern kosten 870 Euro. Ein Tag Schubhaft kostet 53 Euro.