Dr. Annemarie Fenzl erzählte in Linz aus ihrem Leben und aus ihrer Arbeit mit Kardinal Dr. Franz König
Ausgabe: 2006/05, Fenzl, Köng, Leben, Kardinal
02.02.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Blondes Haar, sonst ganz in Schwarz. Fast zwei Stunden lang hörten die Frauen im vollen Saal im Linzer Haus der Frau Dr. Annemarie Fenzl zu, als sie aus ihrem Leben – vor allem als Mitarbeiterin von Kardinal Dr. Franz König – erzählte.
„Ich kauf mir eigentlich immer nur schwarze Sachen“, sagt Annemarie Fenzl. Aber das ist schon die einzige Äußerlichkeit, auf die sie zu sprechen kommt. 20 Jahre hat sie stets nach Arbeitsschluss als Leiterin des Archivs der Erzdiözese Wien in den Abendstunden das Sekretariat des „pensionierten“ Erzbischofs Kardinal Franz König besorgt. Ehrenamtlich. „Ich habe so viel dafür bekommen“, sagt sie.
Familie und Pfarre – der Boden. Am liebsten spricht sie über ihren Chef, doch die Zuhörerinnen wollen auch etwas über Annemarie Fenzl selbst erfahren. Ihr eigener Glaube, sagt sie, ist in ihrer Familie mit der eher konservativen Erziehung grundgelegt worden. Doch da war auch nicht alles eitel Wonne. Die Ehe der Eltern war nicht immer nur glücklich. Doch sie haben versucht, die Familie zusammenzuhalten. Das ist viel, schaffte immerhin die Geborgenheit, in der Annemarie Fenzl zu einer selbstbewussten Frau heranwachsen konnte. Und die Jugend in der Pfarre: das war die zweite Quelle. Seit 1965 steht Annemarie Fenzl in Diensten der Erzdiözese. Für viele war es damals noch unvorstellbar: Eine Frau mit Hosen im Erzbischöflichen Palais. Annemarie Fenzl hat aus vielem eine Lehre gezogen: „Man muss den Mittelweg gehen!“ Und man muss gerade in der Kirche Entwicklungen abwarten können.
Über Hintergründe. Annemarie Fenzl weiß viele Hintergründe zu erzählen. Wie Kardinal König Erzbischof von Wien wurde, was ihn schließlich motiviert hat, den Kontakt mit den Kirchen des Ostens zu suchen. Das war, als er nach seinem schweren Unfall in Jugoslawien aus der Bewusstlosigkeit erwachte und wochenlang ein Tito-Bild statt eines Kreuzes vor sich im Krankenzimmer hängen sah. „Was will Gott mir mit diesem Bild sagen?“, dachte er. Da kam er auf die Idee: „Vielleicht ist es vom Erzbischof von Wien gerade verlangt, dass ich den Kontakt zum Osten suche.“ Dr. Fenzl spricht auch offen über Vorgänge um die Nachfolge Kardinal Königs – wie er erst zwei Tage vorher informiert wurde, obwohl ein Gespräch darüber versprochen war – und wie er seinen Nachfolger Hans Hermann Groer trotz allem angenommen hat. Und was die Umstände der Abberufung Groers betrifft, so lenkt Fenzl den Blick auf dessen gute und menschliche Seiten. Von Schwarzweiß-Malerei hält sie nicht viel.
Keine Angst vor dem Tod. „Ich habe keine Angst vor dem Sterben mehr“, erzählt Fenzl. Sie hat erlebt, wie ihr „Chef“ gestorben ist. Um zwei Uhr morgens waren sie, die ihn in den letzten Tagen pflegten, noch an seinem Krankenbett. Sie versicherten ihm, dass sie ja da wären. „Wie schön“, hat er geantwortet. Um 4 Uhr morgens atmete er nicht mehr. Es war am 13. April 2004. Man muss die Dinge nachklingen lassen – ob das Erlebnis einer Führung durch den Stephansdom, einen Gottesdienst oder auch das Miteinander mit einem Menschen, der vorausgegangen ist. Im Haus der Frau klang eine faszinierende Kirchengestalt in den Erzählungen seiner Mitarbeiterin nach.
Tipp
Kurze Besinnungen von Kardinal Dr. Franz König hat Annemarie Fenzl zusammen mit dem Publizisten Heinz Nußbaumer in einem Buch herausgegeben.Annemarie Fenzl / Heinz Nußbaumer (Hrsg.), Kardinal Franz König, Gedanke Euro 14,90. Erhältlich auch im Behelfsdienst des Pastoralamtes.