„Wir werden Ostern heuer viel tiefer erleben!“ Viele der 235 Teilnehmer/innen an der biblischen Pilgerfahrt der KirchenZeitung in das Heilige Land zeigten sich tief bewegt. Das Erleben des Frühlings in Galiläa, Begegnungen mit Christen und Christinnen in Israel, die Übergabe von Spenden in Bethlehem und die Sozialarbeit von Sr. Hildegard Enzenhofer im palästinensischen Emmaus waren nur einige der Höhepunkte. Die Bischöfe Dr. Ludwig Schwarz und Maximilian Aichern begleiteten die Pilger/innen aus Oberösterreich.
„Ich möchte die Freude weitertragen, die ich hier erfahren habe“, sagte Sr. Maria Nopp. Mit ihren 86 Jahren war die Ursulinenschwester die älteste Teilnehmerin an der Heilig-Land-Reise, die die Kirchenzeitung in Zusammenarbeit mit dem Bibelwerk der Diözese veranstaltet hatte. 235 Pilger/innen waren von 18. bis 25. Februar 2006 auf den Spuren Jesu.
JOSEF WALLNER
Während in Oberösterreich noch tiefster Winter herrscht, ist in Galiläa schon der Frühling ins Land gezogen. Auf den Hügeln um den See Gennesareth sind die Wiesen saftig grün und es blühen die tief roten Anemonen, die Mandelbäume und vieles mehr. In dieser Farbenpracht fiel es nicht schwer, bei der kurzen Wanderung vom Berg der Seligpreisungen zum Ufer des Sees Gennesareth die Worte der Bergpredigt in sich aufzunehmen: „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Felde wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann, euch, ihr Kleingläubigen?“ (Mt 6,28–31).
Die Landschaft als fünftes Evangelium
Der heilige Hieronymus, der Ende des vierten Jahrhunderts in Bethlehem lebte und dort die bis vor wenigen Jahren maßgebliche lateinische Bibelübersetzung – die Vulgata – schuf, nennt das Land Jesu das fünfte Evangelium. Wer mit offenen Augen durch Israel und Palästina fährt, für den ist das Land ein sichtbarer Kommentar zu den vier geschriebenen Evangelien: So illustriert die karge Wüste Juda die schroffe Umkehrpredigt Johannes des Täufers, die frohe Botschaft vom Reich Gottes ist auf dem Hintergrund der fruchtbaren Felder Galiläas gut zu verstehen.
Die Emmaus-Jünger
In Jerusalem stand das Nachgehen der letzten Tage Jesu am Programm: eine Besinnung in einem Garten mit Ölbäumen bei der Getsemani-Kirche, der Kreuzweg durch die menschenleeren Straßen der Altstadt Jerusalems in aller Früh und das Gebet in den engen Kammern des Heiligen Grabes. Der Abschlussgottesdienst führte die Pilgergruppe nach Emmaus-Qubeibeh, wo Sr. Hildegard Enzenhofer aus Vorderweißenbach ein Heim für alte und behinderte palästinensische Frauen leitet. In der traditionellen palästinensischen Gesellschaft werden behinderte Menschen versteckt und müssen nicht selten unter unwürdigen Bedingungen leben. Qubeibeh ist für sie wie eine Oase. Der Besuch bei der Schwester des Salvatorianer-Ordens wurde für die überwiegende Mehrheit der Wallfahrer zum Höhepunkt der Reise.
Gaben für Bethlehem
Die Pilgergruppe ist nicht mit leeren Händen in das Heilige Land gefahren: In Bethlehem konnte Bischof Dr. Ludwig Schwarz der Caritaspräsidentin der Diözese Jerusalem, Claudette Habesch, 60.000 Euro übergeben. Die Summe dient zur Renovierung von Häusern Not leidender Familien. Aufgebracht wurden die größten Teile dieses Betrags vom Land Oberösterreich (vertreten durch Landtagspräsidentin Angela Orthner) und von der Initiative christlicher Orient (Prof. Hans Hollerweger). Auch die Leser/innen der KirchenZeitung trugen dazu bei.
Die 235 Pilger/innen – zu ihnen gehörte Bischof Maximilian Aichern – besuchten auch das österreichische Hospiz in der Altstadt Jerusalems. Die Wallfahrt in das Heilige Land war für Dr. Robert Buder mit einem besonderen Ereignis verbunden: Als Ordensmitglied der „Grabesritter“ heftete ihm Erzbischof Fouad Twal von Jerusalem die Pilgermuschel an den Ordensmantel.