Waldneukirchen. Leonstein. St. Georgen/Gusen: Warum zwei Pfarrer ins Kloster gehen
Ausgabe: 2006/13, Berufung, Benezeder, Hauer, Seelsorgeteam, St. Georgen, Priester
30.03.2006
- Josef Wallner
Franz Benezeder und Hans Hauer haben in den letzten Wochen für Aufsehen gesorgt. Die beiden fünfzigjährigen – in kirchlichen Kategorien gerechnet – „jungen“ Priester verlassen ihre Pfarren und gehen in das Benediktinerkloster „Gut Aich“ am Wolfgangsee. In der KIZ sprechen sie über die Gründe für ihre Entscheidung.
„Was ich als meine priesterliche Berufung sehe, kann ich in der Pfarrarbeit immer weniger verwirklichen. Ich werde immer mehr zum Manager und Geldsorger“, sagt Hans Hauer, Pfarrer in Waldneukirchen und Leonstein. Doch er sucht den Grund für den Ausstieg aus der Pfarrarbeit nicht nur in den Strukturen: „Es ist mein Fehler, dass ich viel sehe, viel kann, vieles anpacke und mich als Einzelkämpfer ständig überfordere.“ Von der künftigen Klostergemeinschaft erwartet sich Hauer in diesem Bereich brüderliche Korrektur. Zum selbst gemachten, inneren Druck kommen aber natürlich die Ansprüche von außen: „Von oben und unten“, wie Hauer nachdrücklich betont. Unter dem Druck von unten versteht er die Erwartungshaltung vieler Gläubiger: „Der Pfarrer ist ein religiöser Servicemann, der stets zur Stelle zu sein hat.“
Seelsorgeteams nur ein erster Schritt. Sehr positive Erfahrungen hat Hauer mit den Seelsorgeteams. Doch er analysiert nüchtern: „Sie begegnen einer Not, sind aber keine Lösung für die Zukunft.“ Denn dafür müssten Mitglieder der Seelsorgeteams mit der Leitung der Eucharistie beauftragt werden: „Da ist aber keine Änderung in Sicht.“ Er hält die derzeitige Praxis, dass die Eucharistie allein unverheiratete Priester feiern dürfen, für nicht zielführend: „Die Verantwortung liegt bei denen, die dieses Kirchengesetz ändern können.“
Eine neue Berufung. Erst kurz bevor die beiden Pfarrer Hauer und Benezeder ihre Entscheidung öffentlich machten, erfuhren sie voneinander. Pfarrer Franz Benezeder sieht im Weg ins Kloster eine neue innere Berufung. Bei Exerzitien im Herbst 2005 in Gut Aich habe es ihn gepackt und es folgte ein langes Ringen: „Ich bin mit ganzem Herzen Pfarrer und fühle mich von der Pfarre in St. Georgen sehr mitgetragen. Ich habe es mir nicht leicht gemacht.“ Die Gemeinschaft von Gut Aich erlebt Benezeder als ein Kloster, wie es die Zeit heute braucht: Der Glaube wird ganzheitlich gesehen. Leib und Seele gehören zusammen.
Pfarren mit Selbstbewusstsein. Sein Ausscheiden aus der Pfarre versteht er nicht als eine Fundamentalkritik am Pfarrsystem. Die Kirche am Ort ist wichtig und eine Riesenchance, weil Kirche dort bei den Menschen ist: bei den Kranken, den Sterbenden, den trauernden Angehörigen zum Beispiel. Er wünscht sich, dass die Pfarren noch mehr Selbstbewusstsein entwickeln und die Laien noch stärker die Seelsorge mittragen. Er denkt als ersten Schritt an die Krankensalbung und an den Predigtdienst. Und unabhängig von Pfarrer Hauer kommt er zum selben Schluss: „Die Kirchenleitung hat eine große Verantwortung neue Wege zuzulassen.“