Die vierzehn Stationen des Kreuzweges in der Kirche von Treffling variieren nur ein einziges Motiv: ein gehacktes Stück Holz. Doch in den schlichten Darstellungen von Herbert Friedl steckt eine große Ausdruckskraft und für Pfarrassistent Franz Küllinger die Inspiration seit einem Jahrzehnt jährlich eine Kreuzwegmeditation zu verfassen.
„Es sind kostbare Augenblicke, die mir der Kreuzweg schenkt“, sagt Franz Küllinger. In der 1995 eingeweihten Kirche sind die „Kreuzwegbilder“ nicht ein Einrichtungsgegenstand unter vielen, sondern prägen den Kirchenraum. Die Stationen sind an der markanten Südwand der Kirche angebracht. Der Kreuzweg begleitet den Diakon und Pfarrassistenten nicht nur in der Fastenzeit, sondern das ganze Jahr hindurch: „Und irgendwann ist noch jedesmal ein Gedanke aufgetaucht, der den Anstoß zum Verfassen der Meditationen gegeben hat.“
Erinnern hält lebendig
In den Texten des heurigen Kreuzweges meditiert Küllinger das Thema „Heilsame Erinnerung“. „In unserer schnelllebigen Zeit, die stets nach dem Neuen sucht und nur nach vorne schaut, hat die Erinnerung keinen Platz. Und dennoch ist das Zurückschauen unabdingbar“, weiß Küllinger aus den Begegnungen und pastoralen Gesprächen: „Viele Lebensverwundungen sind nicht verheilt, sondern nur notdürftig zugedeckt. Im Stehenbleiben und in der erinnernden Rückschau ereignet sich Heilvolles.“ Das Betrachten des Kreuzweges Jesu versteht er als Hilfe dazu: „Der Kreuzweg bringt uns an Orte, wo man nicht freiwillig hingehen würde. Doch gerade dort kann Versöhnung und Heilung geschehen.“
Jesus-Litanei als Gebetsfaden
Der Kreuzweg „Heilsame Erinnerung“ betrachtet Erfahrungen wie Einsamkeit, Zusammenbrechen, Ausgesetztsein oder Überforderung. Die Texte und Gebete sind einfach und ungekünstelt, aber in ihrer Knappheit stecken sie an zum Weiterdenken und -beten. Wie ein roter Faden ziehen sich auch die Anrufungen der Jesus-Litanei durch die vierzehn „Erinnerungs-Stationen“.
Gemeinsam und allein beten
Damit Kirchenbesucher/innen den Kreuzweg wirklich auch gehen können, hat der Pfarrassistent vor der Wand mit den Darstellungen Platz geschaffen. Er hat – für die Dauer der Fastenzeit – die Sessel entfernt, die sich dort üblicherweise befinden. Jeden Freitag in der Fastenzeit wird um 19 Uhr der Kreuzweg gemeinsam gebetet, für die persönliche Meditation liegen die aktuellen Texthefte auf.
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Josef Wallner
Gebrochen – eine erste Erinnerung. Vergessen das Leid derer, die in sinnlosen Kriegen ohnmächtig zerbrechen. Verdrängt die Not aller, die von Unrecht erdrückt werden – gestern und heute. Im Kreuzweg aber heimgeholt im Schmerz des zerbrochenen Jesus. Beginn der Betrachtung zur 1. Station (Holz auf Acryltafeln von Herbert Friedl). Fotos: Josef Wallner (2)