Der Weggang von Pfarrer Hans Hauer bringt für die Pfarren Waldneukirchen und Leonstein einschneidende Veränderungen. Wie sie damit umgehen, berichten Pfarrverantwortliche im KIZ-Gespräch.
„Was bei uns innerhalb von drei Jahren in der Pfarre anders geworden ist, so viel hat sich inden letzten hundert Jahren nicht getan“, erklärt Manfred Leitenbauer, Pfarrgemeinderats-Obmann (PGR) in Waldneukirchen: Vor drei Jahren ging Pfarrer Josef Kammerer in Pension. Er war der letzte in einer langen Reihe von Pfarrern, die allein für die Katholiken in Waldneukirchen zuständig waren. Den neuen Pfarrer Hans Hauer mussten sich die Waldneukirchner mit Leonstein teilen. „Und nun sind wir total allein gelassen, ist das Gefühl vieler Pfarrangehöriger“, so der PGR-Obmann. Nach dem Umzug von Pfarrer Hans Hauer ins Benediktinerkloster Gut Aich zeichnet sich für Waldneukirchen eine besondere Situation ab: P. Robert Huber aus dem Stift Kremsmünster wird zwar die Gottesdienste feiern, er wird aber nicht – so der Wunsch des Ordens – die Leitung der Pfarre übernehmen.
Ein Priester, aber kein Pfarrer. Die Pfarre Waldneukirchen ist um diese Lösung sehr froh. Dennoch kann man sich nicht über die Tatsache hinwegschwindeln, dass die Pfarre einen Priester hat, aber keinen Pfarrer, der die Gemeinde leitet. „Für die Pfarre Waldneukirchen steht viel auf dem Spiel“, sagt Leitenbauer: „Wir sind eine lebendige Pfarre mit gut besuchten Gottesdiensten. Die Pfarre ist im öffentlichen Leben fest verankert, aber sie braucht ein Gesicht, einen Kristallisationspunkt, eine Leitung“, sagt Leitenbauer: „Und das soll der Priester sein.“ Was es heißt, dass der Priester nicht ausdrücklich Leitungsaufgaben übernimmt, wird sich zeigen. Für den PGR-Obmann ist eines aber klar: Seelsorgeteam und Mitarbeiter/innen werden alles tun, damit sich der Priester auf seine geistliche Kompetenz konzentrieren kann.
Nicht vorgesehen. Noch zählt Waldneukirchen zu den absoluten Ausnahmen: „Angefangen von der Letztverantwortung über die Finanzen ist die Pfarrleitung vom Kirchenrecht auf den Priester zugeschnitten, den es aber für unsere Pfarre nicht gibt“, so Leitenbauer. „Das Leitungsthema ist völlig offen“, meint er ratlos, doch nicht resigniert: „Wir haben uns den Übergang in diese neue kirchliche Zeitrechnung nicht gewünscht, aber wir werden alles tun, damit dieser Übergang gelingt.“ Einen wichtigen Schritt sieht er in der Information der Pfarre verbunden mit der Bitte diese Veränderungen mitzutragen – auch im Gebet.
Information „nach oben“ fehlt. Trotz aller Fragezeichen sieht er die Zukunft für die Pfarre positiv: Die Offenheit für den Glauben und das Engagement vieler sind da. „Soll das so bleiben, darf die Pfarre organisatorisch nicht zu irgendeinem Filialbetrieb herabsinken. Vielleicht finden wir durch die Notlage wieder zu mehr urkirchlichen Zuständen, so wie wir es in der Bibel lesen: einfacher und offener“, denkt Leitenbauer laut nach. Von der Diözese fühlt er sich bei der Lösung der Probleme vor Ort sehr unterstützt: „Ich erwarte aber auch, dass die Probleme unserer Pfarren – und es werden immer mehr, die ohne Priester sind, bei der Bischofskonferenz und in Rom zur Sprache gebracht werden. Doch davon höre ich gar nichts. In diesem Punkt fühlen wir uns von der Diözese allein gelassen.“
Stenogramm
Leonstein
Weniger Probleme mit dem Weggang des Pfarrers als in Waldneukirchen hat man in Leonstein, der zweiten Pfarre, die Hans Hauer leitete. „Leonstein hatte seit 1980 fünf Pfarrer. Der Priesterwechsel bedeutet ein abermaliges Umgewöhnen. Doch die Pfarre hat das bisher noch immer rasch verkraftet“, erklärt August Pfaffenhuemer. Im Seelsorgeteam ist er für die „Koinonia – Gemeinschaft“ verantwortlich: „Uns hat die Entscheidung von Pfarrer Hauer sehr getroffen, wir sind aber in kein schwarzes Loch gefallen.“ Pfarrer zum Angreifen. Künftig wird der Pfarrer von Micheldorf, der Schlierbacher Zisterzienser P. Florian Kiniger, Leonstein als Administrator betreuen. „Wir werden alles tun, um den Priester zu entlasten, damit er sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: auf die Gottesdienste und den Kontakt zur Bevölkerung“, sagt Pfaffenhuemer. Leonstein charakterisiert er als durch und durch gläubige Pfarre, die von einer starken Verschränkung von dörflichem Leben, Vereinen und Kirche geprägt ist: „Die Leute wollen einen Pfarrer zum Angreifen.“ Damit der Priester gut arbeiten und Leonstein sein eigenständiges Profil als Pfarre erhalten kann, werde man noch konsequenter als bisher die Kompetenzen im Seelsorgeteam und der übrigen Mitarbeiter wahrnehmen: „Denn Leonstein ist Leonstein.“