Pfarrer-Initiative (mitbegründet von Helmut Schüller) hat 170 Miglieder
Ausgabe: 2006/23, Pfarren, Pfarrer, Schüller, Trawöger, Hofkirchen, Schloss Puchberg
09.06.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Dr. Adi Trawöger, „Noch-Pfarrer“ in Hofkirchen an der Trattnach und designierter Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg, ist Mitglied der Pfarrer-Initiative.
„Es kann nicht sein, dass der Druck des Priestermangels nur auf die Pfarrgemeinden und die Pfarrer weitergegeben wird“, erklärt Pfarrer Trawöger. Er sieht, dass die Entscheidungen Roms die Bischöfe unter Druck setzen und diese leiten ihn an die Pfarren ab. „Vor allem auf dem Land sind Pfarren tragfähige Strukturen, die es unbedingt zu erhalten gilt“, so Trawöger. Sollen sie aber bestehen bleiben, brauchen sie Priester. Neue Wege müssen den Zugang zum Priesteramt erleichtern und attraktiver machen – durch die Entflechtung von Priesterweihe und Zölibat. Zur Zeit ist das vom Kirchenrecht nicht vorgesehen.
Aus Pfarren nicht Missionsstationen machen. Trawöger schaut auf die 1.200 Katholiken zählende Pfarre Hofkirchen, in der er nun bald fünf Jahre wirkt. Nach seinem Weggang wird die Pfarre „mitversorgt“. „Das ist keine befriedigende Lösung.“ Und er würde kein Problem sehen, dass aus der Pfarre selbst ein Priester erwachsen könnte: „An der mangelnden Gläubigkeit und der Bereitschaft mitzuarbeiten, fehlt es in Hofkirchen sicher nicht.“ Ein Priester habe in Pfarren von der Größe Hofkirchens mehr als genug Arbeit. Trawöger hält es für unverantwortlich, aus den Pfarren Missionsstationen zu machen, in die ein Priester bloß zwei bis dreimal pro Jahr kommt.
Thema wach halten. Von der Pfarrer-Initiative erwartet sich Trawöger eine breite Solidarisierung unter den Priestern, weil die Fülle der Aufgaben und der Druck auf die einzelnen immer größer werde. Illusionen macht er sich nicht: Bisher sind alle derartigen Initiativen auf dem Weg nach Rom versandet, aber es kann auch einmal anders sein. Auf jeden Fall werden die Probleme Thema bleiben.Als ehemaliger Spiritual macht sich Trawöger auch um die Attraktivität des Priesterberufs Sorgen. „Mit zwei und mehr Pfarren für einen Priester produzieren wir laufend pastorale Notlösungen, und schaffen keine Anreize für junge Menschen, diesen Beruf zu ergreifen.“ Dem pflichtet Dr. Markus Schlagnitweit, Leiter der Katholischen Sozialakademie, bei: „Ich arbeite seit fünfzehn Jahren mit jungen Menschen und treffe jährlich auf zwei bis drei Leute, für die Priester der Traumberuf wäre – aber nicht verbunden mit dem Zölibat.“
Pfarrer-Initiative wächst. Pfarrer Helmut Schüller ist erfreut, dass sich seit April schon 170 Priester aus allen Diözesen der Pfarrer-Initiative angeschlossen haben. Das angepeilte Ziel von 200 Mitgliedern wird bald überschritten sein und es interessieren sich bereits Pfarrer aus Deutschland und der Schweiz.