Kirche und Kunst: Karikaturist und Dompfarrer stellten sich dem Thema
Ausgabe: 2006/24, Dom, Nacht, Lange Nacht, Kirche, Kunst, Strasser, Haderer, Haiden, Diskussion, Dom
14.06.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
In der Langen Nacht der Kirchen waren die Tore weit geöffnet. Im Mariendom kamen Karikaturist Gerhard Haderer und Dompfarrer Max Strasser erstmals miteinander ins Gespräch.
ELISABETH LEITNER
An die 100 Besucher/innen warteten in der Rosenkranzkapelle neben dem Hauptportal auf den Beginn der Diskussion „Kirche und Kritik – eine schwierige Freundschaft“. Am Domplatz nutzten über 300 Besucher/innen die Gelegenheit, mittels Videoübertragung am Geschehen teilzunehmen. Christine Haiden, Chefredakteurin von „Welt der Frau“, moderierte souverän das spannende Gespräch.
Kritik in kirchlichen Kreisen
Haderers Arbeiten sind legendär. Gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen, Themen wie Macht, Gerechtigkeit, Tradition bringt er treffsicher aufs Papier. Mit seinem Buch „Des Leben des Jesus“ sah er sich dem Vorwurf der Gotteslästerung ausgesetzt. In kirchlichen Kreisen erntete er für das Werk manches Lob, aber auch heftige Kritik und Unverständnis. Gerhard Haderer war daher „erstaunt und erfreut“ über die Einladung zum Gespräch von kirchlicher Seite.
Etwas voranbringen
„Ich bin aus der Kirche ausgetreten, aber nicht aus dem Christentum“, sagte Haderer. Die Person Jesu sei für ihn eine sympathische Figur. Welche unglaubliche Macht sich jedoch unter seinen Jüngern bis heute ausgebreitet habe, darum gehe es in seiner Kritik. Er wolle Fragen danach dynamisch vorantreiben und wünsche sich eine Kirche, die menschlicher sei.
In Frage stellen
Zum Thema Machtkritik meinte Dompfarrer Strasser: „Kritik tut nicht wohl, aber sie tut gut.“ Es sei wichtig, verantwortlich mit Kritik umzugehen und durch einen rationalen Diskurs zu schauen, was hinter dem jeweiligen Anliegen stecke. Alles, was die Kirche tut, müsse sie von der Bibel her in Frage stellen lassen. Zur notwendigen „internen“ Kritik komme die Kritik von außen, wie sie z. B. die Kunst einbringt. Sie sei eine Art Rückmeldung, auch eine Anfrage und zeige, wie man von außen wahrgenommen wird.