Die Priesterweihe des einzigen Weltpriester-Kandidaten dieses Jahres für die Diözese Linz wurde verschoben. Anlass: ein Interview des Weihekandidaten Mag. Andreas Golatz in einer Tageszeitung.
Statt des vorgesehenen Weihegottesdienstes wird es am traditionellen Weihetag, dem 29. Juni, um 10 Uhr einen Gottesdienst der Priesterjubilare geben. Die vorläufige Absage der Priesterweihe hatte in der Öffentlichkeit zu heftigen Reaktionen geführt. Sorge um die Meinungsfreiheit in der Kirche wurde laut. Weihekandidat Golatz selbst hofft nun, dass er später geweiht werden kann. Er hätte nicht zum Aufstand mobilisieren, sondern lediglich eine Stimmung in der Kirche wiedergeben wollen. Die mit Bischof Ludwig Schwarz vereinbarte Bedenkzeit sei auch in seinem Sinne, erklärte Golatz der KirchenZeitung gegenüber. Für ihn hätte es auch keinen „Maulkorb-Erlass“ gegeben, wie von einer Wochenzeitung behauptet wurde. Er wolle sich nun aus dem Medienrummel heraushalten und in Ruhe den weiteren Weg überdenken.
Priesterweihe verschoben
Priesterweihe von Mag. Andreas Golatz wurde einvernehmlich verschoben
Alles war vorbereitet. Primiz in Steyregg, Nachprimiz in der Diakonatspfarre Peuerbach. Doch die Priesterweihe von Mag. Andreas Golatz wird verschoben. Anlass: Golatz hatte ein umstrittenes Interview in einer Tageszeitung gegeben.
MATTHÄUS FELLINGER
„Der Reformstau wird aber immer größer und die Kirche schlittert immer tiefer in die Krise. Ich hoffe ganz stark auf die einzelnen Diözesen. Auf dieser Ebene muss der Widerstand gegen Rom so massiv werden, bis endlich etwas passiert. Wir brauchen einen regelrechten Aufstand auf diözesaner Ebene.“ So die Formulierung in einem Interview, das Mag. Andreas Golatz einer Tageszeitung gut eine Woche vor der Priesterweihe gegeben hat. Ein Interview mit weitreichenden Folgen. Bischof Dr. Ludwig Schwarz hat umgehend mit Mag. Andreas Golatz ein ausführliches Gespräch geführt – mit dem Ergebnis, dass die Priesterweihe einvernehmlich verschoben wird. Golatz soll nun seine Bereitschaft zur Priesterweihe noch einige Monate überdenken. Der Weihekandidat hätte in diesem Gespräch betont, es sei ihm im Interview nur darum gegangen, auf Anliegen von Gläubigen, die ihm wiederholt vorgetragen wurden, deutlich hinzuweisen. Er strebe auf keinen Fall eine Abspaltung von Rom an, wollte aber den drängenden Ruf nach einer gemeinsamen Lösung der anstehenden Probleme rund um den Priestermangel formulieren. Er hätte auch versichert, dass Lösungen dabei selbstverständlich nur in Einheit und im Dialog mit der Weltkirche gefunden werden können. So hieß es in einer Aussendung nach diesem Gespräch. Es bestehe Übereinstimmung darüber, dass die Diözese Linz die Fragen des kirchlichen Selbstverständnisses nur in Einheit mit der Weltkirche beantwortet, betonen sowohl Bischof Schwarz als auch Generalvikar Severin Lederhilger. Es sei dabei aber das Bestreben der Diözesanleitung, in ihren Gremien sowie auf den unterschiedlichen Ebenen kirchlicher Verantwortung die Anliegen der Gläubigen ausgewogen zur Sprache zu bringen.
Betroffenheit im Priesterseminar. Im Priesterseminar Linz hat die Weihe-Verschiebung große Betroffenheit ausgelöst. „Wir sind traurig“, fasst Regens Maximilian Mittendorfer die Stimmung zusammen, meint jedoch, Bischof Ludwig Schwarz hätte mit der Verschiebung „klug gehandelt“. In einem Gespräch der Seminargemeinschaft mit Golatz wäre sehr offen gesprochen worden. Im Interview hätte sich Andreas Golatz aufs Eis führen lassen, „die Tragweite war ihm sicher nicht klar“, meint Regens Mittendorfer. Er zweifelt nicht, dass Golatz auch mit seiner kritischen Meinung loyal zur Kirche steht. Regens Mittendorfer hofft, dass das ganze Ereignis zu einem positiven Läuterungsprozess führen wird – und dass es doch zur Priesterweihe kommen wird.
ZUR SACHE
Bischof Schwarz über seine Motive
Der KirchenZeitung gegenüber erklärt Bischof Dr. Ludwig Schwarz seine nähereren Motive, für die Verschiebung der Weihe des Andreas Golatz.
„Ich habe als Bischof eine große Verantwortung denen gegenüber, die ich zu Priestern weihe. Dabei geht es um mehr als um freie Meinung, die selbstverständlich immer zu respektieren ist. Noch viel mehr geht es um eine Lebenshaltung, ein grundsätzliches Stehen zur Kirche Christi, die unsere ganze Liebe verdient. Wenn ich jemandem das Weihesakrament spende, muss ich zumindest nach menschlichem Ermessen hoffen können, dass dies für den Betreffenden ein positiver, für ihn selbst erfüllbarer Weg ist. Stehen die ideellen Vorstellungen eines Menschen mit den tatsächlichen Rahmenbedingungen der Kirche zu sehr in Widerspruch, erhebt sich die Frage, ob diese Spannung einem Menschen zugemutet werden darf und ob er für das Dienstamt des Priesters geeignet ist. Solche Fragen müssen vor der Weihe geklärt sein. Es wäre verantwortungslos, Menschen in ein Dilemma hineingehen zu lassen und spätere Krisen grundzulegen.Den Weg, den die Kirche in Zukunft nimmt, kennen wir noch nicht. Von Verantwortungsträgern der Kirche erwarte ich aber, dass sie diesen Weg mit der Weltkirche gehen und nicht in Opposition zu ihr. Priester sind die vorrangigen Verkünder der Kirche. Es ist ihre Aufgabe, mit den Gläubigen den Weg zur Heiligkeit zu gehen, wie er von Christus vorgegeben ist.“
Bild: Diakon Andreas Golatz (links neben Pfarrer Johann Padinger) zu Fronleichnam in Peuerbach. Foto: Manigatterer.